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200 Jahre Velo Schweizer Velofahrern werden Steine in den Weg gelegt

Die Schweiz hinkt Dänemark und Holland bei der Förderung von Infrastruktur für Velos hinterher. Das hat nicht nur etwas mit der Umsetzung zu tun. Das Velo muss vorher in der Gesellschaft einen anderen Stellenwert bekommen.

Velofahren soll in der Schweiz gefördert werden. Zürich hat dafür sogar einen «Masterplan Velo». Doch kann die Schweiz mithalten mit Dänemark oder den Niederlanden? Gute Ideen wären vorhanden, aber bei der Umsetzung hapert es oft.

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Velofahrer in Zahlen

Laut Statistik stehen wir hierzulande mit 7 Prozent Veloanteil am Gesamtverkehr gutschweizerisch im Mittelfeld – nach den Niederlanden mit 36 Prozent, Dänemark (19 Prozent) und Deutschland (12 Prozent).

Warum rangieren wir nicht weiter vorne? Es wurde doch so viel gemacht in den letzten Jahrzehnten, etwa mit den Veloinitiativen in den Städten, die jeweils mit grosser Mehrheit vom Volk angenommen wurden.

Ein Beispiel ist das Angebot Veloland Schweiz von Schweiz Mobil, das Velofahrer mit Routenbeschreibungen und anderen Dienstleitungen versorgt. Veloland Schweiz ist Teil des weltweit grössten Langsamverkehr-Netzwerks.

Pete Mijnssen

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Der Journalist ist Herausgeber und Chefredakteur vom Velojournal. 1991 als «Veloziitig» von ihm mitinitiiert, hat sich das Magazin von einem lokalen Blatt zum grössten schweizerischen Fachmagazin entwickelt. Pete Mijnssen setzt sich für Veloförderung auf allen Ebenen ein.

Zusätzlich wurden viele SBB-Bahnhöfe in den letzten Jahren mit modernen Veloabstellplätzen ausgerüstet, in vielen Städten sogar mit Servicestationen. Das klingt zunächst alles top.

Kopenhagen realisiert Träume für Velofahrer

Ein Blick über die Grenze auf die Niederlanden oder nach Kopenhagen lässt Velofans aber vor Neid erblassen. Vor allem Kopenhagen ist in den letzten Jahren zum Mass aller Dinge geworden – mit einem Veloanteil von über 50 Prozent.

Ähnlich hohe Nutzungsanteile haben nur noch Amsterdam und andere niederländische Städte. Kein Wunder buhlen die beiden Metropolen um die Vormachtstellung um die weltweit wichtigste Velostadt.

Für das Schweizer Mittelmass gibt es Gründe

  • In den Niederlanden und Dänemark ist die Velokultur fest verankert. In Holland etwa begann die Abkehr von der autogerechten Stadt bereits Anfang der 1970er Jahre. In der Schweiz begann das Umdenken erst ein Jahrzehnt später.
  • Das politische Bewusstsein und die schiere Masse der Velofahrer forderte Planer in den beiden nördlichen Staaten, auch in grösseren Dimensionen zu denken. So wurden Velostationen an Bahnhöfen massiv ausgebaut. In Groningen gibt es ein vollautomatisches Veloparkhaus mit 10'000 Abstellplätzen, Amsterdam plant für das Jahr 2030 Plätze für 21'500 Zweiräder.
  • Kopenhagen sorgte in den letzten Jahren mit Veloschnellstrassen durch die Innenstadt und kühnen Fussgänger- und Velopasserellen für Furore.
  • Das Velo ist zu einem festen Bestandteil eines neuen Urbanitäts-Verständnisses geworden. Veloförderung wurde zu einem Standortvorteil, um im globalen Wettbewerb zu punkten.
  • Die Schweiz hinkt hinten nach. Das hat auch mit dem gut ausgebauten öffentlichen Verkehr und dessen hohem Mobilitätsanteil zu tun.

Basel ist die grösste Velostadt

In den Städten erlebt das Velo aber auch hierzulande einen Aufschwung. Zuvorderst rangiert Basel mit 25 Prozent Veloverkehrsanteil, es folgen Winterthur, Bern und Zürich.

200 Jahre Velo

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Während sich Basel und Bern als Velohauptstädte profilieren und ehrgeizige Projekte umsetzen wollen, hapert es in Zürich mit der Umsetzung des Masterplans Velo, der einen Veloanteil von mindestens 15 Prozent am Gesamtverkehr bis 2025 vorschreibt.

Massive Zunahme von Velounfällen

Nach neuestem Modalsplit-Stand fahren in Zürich 8 Prozent regelmässig Velo, eine Zunahme von knapp 2 Prozent gegenüber 2010 (6,2 Prozent) also. Von einer Verdoppelung, wie es der Masterplan 2012 verlangte, sind wir aber noch weit entfernt.

Die im Masterplan skizzierten Komfortrouten «für Ungeübte» und weitgehend vom Autoverkehr getrennt geführte «Veloteppiche» sind erst im Ansatz vorhanden. Dafür erschreckt die Unfallstatistik mit einer massiven Zunahme von Velounfällen.

Ein Dämpfer für Basler Velofahrer

«Genussreiches und entspanntes Velofahren durch das ganze Stadtgebiet», wie es sich der Zürcher Stadtrat 2012 vorstellte, sieht anders aus. Aber auch die Vorzeigestadt Basel erhielt kürzlich einen Dämpfer: Die Stimmbürger schickten eine Initiative von Pro Velo für einen Veloring bachab.

In der Schweiz hat es die kleine Königin – wie die Franzosen das Velo nennen – noch immer schwer. Den roten Teppich hat man ihr bislang noch nicht ausgerollt.

Sendung: Einstein, 8.6.2017, SRF 1, 22.25 Uhr.

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