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Gesellschaft & Religion Wie man brennt, ohne auszubrennen

Lukas Niederberger, Philosoph und Theologe, hat im Leben viele Hochs und Tiefs erlebt. Die Gelassenheit, zu der er dadurch gefunden hat, will er auch andern Menschen vermitteln. Mit Kursen, Referaten und in einem kleinen Buch, das den Untertitel trägt: Wie man brennt, ohne auszubrennen.

Gelassenheit ist ein grosses Wort. Oft gibt man sich eher gelassen, als dass man tatsächlich gelassen ist. Einer von denen, denen man Gelassenheit nachsagt, ist Lukas Niederberger. Er ist ehemaliger Jesuit und ehemaliger Leiter des Lassalle-Hauses, dem bekannten Zentrum für Spiritualität, Dialog und Verantwortung in Bad Schönbrunn.

Um Gelassenheit muss man sich immer wieder bemühen

Auch Niederberger selbst glaubt durchaus, zu einer gewissen Grundgelassenheit gelangt zu sein. Nicht zuletzt durch den Weg, den er gegangen ist - weg von seinem Orden, hin zu einer offenen Spiritualität, hin zu einer gelebten Beziehung. Er ist heute Geschäftsleiter der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft. Daneben hält er Referate, gibt einschlägige Kurse und hat auch einen Leitfaden veröffentlicht mit dem Titel «Die Kunst engagierter Gelassenheit – Wie man brennt ohne auszubrennen».

Buchhinweis

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Lukas Niederberger: «Die Kunst engagierter Gelassenheit – Wie man brennt, ohne auszubrennen». Kösel, 2011.

Gelassenheit gilt es immer wieder neu zu erlangen. Jedes Mal, wenn einen der Ärger packt, zum Beispiel. Doch ist Gelassenheit tatsächlich erlernbar? Mit einem Buch in der Hand? Niederberger ist selber skeptisch, was grosse Veränderungen betrifft. Er sieht das Leben als ein lebenslanges Lernen, als einen stetigen Entwicklungsprozess in kleinen Schritten. Und dafür, so glaubt er, können kleine Anstösse einen wertvollen Beitrag leisten.

Ein Selbststudium

«Die Kunst engagierter Gelassenheit» ist mehr ein Kurs als ein Buch. Es ist auch aus der Kursarbeit heraus entstanden. Zahlreiche Menschen werden zitiert: Was sie an Gelassenheit hindert oder was ihnen hilft, aus verfahrenen Situationen herauszufinden. Lukas Niederberger selbst gibt zusätzliche Anregungen und stellt zusätzliche Fragen, die der Leser oder die Leserin sich selber stellen kann. Eine Art Selbstlernkurs also. Um sich darauf einzulassen – das sieht auch Niederberger so – genügt ein schnelles Überfliegen nicht. Vielmehr will das Büchlein Begleithilfe bieten für diejenigen, die sich mal ein freies Wochenende lang oder während einer Ferienwoche in das Thema vertiefen möchten.

Der Mensch soll sich engagieren – mit Gelassenheit

Vor allem der letzte Teil des Buchs ist Niederberger wichtig. Er hat nicht den Manager im Blick, der lernen will, wie er seinen Rivalen gelassen entlassen kann. Für ihn ist es eine fundamentale Erfahrung, dass wir seit dem Bericht «Die Grenzen des Wachstums» des Club of Rome von 1972 wissen, dass es mit unserem Umgang mit Ressourcen so nicht weitergehen kann. Und dass wir – trotzdem – noch immer nicht entschlossen handeln. Der Mensch soll sich engagieren, das aber mit Gelassenheit tun.

Diese Anleitung ist kein Patentrezept, aber setzt Impulse

Sendehinweis

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In der Sternstunde Philosophie diskutieren am Sonntag, 8. November 2013 Thomas Strässle und Nina Pauer über Gelassenheit aus philosophischer Sicht.

SRF 1, 11:00 Uhr

Es geht Niederberger um das Pestalozzi-Diktum «Mit Kopf, Herz und Hand». Die drei müssen verbunden werden. Nur deshalb handelt der Mensch nicht so, wie er sollte, weil diese Verbindung unterbrochen ist. Das reine Begreifen auf Ebene des Verstandes führt nicht zu gutem Handeln.

Eine solche Sicht der Dinge führt natürlich weit über die Gelassenheit im engeren Sinne hinaus. Für Niederberger ist Gelassenheit keine passive Haltung. Er will, dass wir uns engagieren, nicht dass wir uns zurücklehnen. Darin unterscheidet sich sein Büchlein von anderen einschlägigen Ratgebern. Lukas Niederberger liefert keine Rezepte, aber immerhin Impulse.

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