Das Tinguely-Museum ist ein ausgezeichneter Ort, um Rebecca Horns Werke zu zeigen. Denn die deutsche Künstlerin und Jean Tinguely teilen sich eine gemeinsame Vorliebe – sie machen ihre Kunst mit Maschinen.
«Der Fokus der Ausstellung liegt in der Bewegung», sagt Kuratorin Sandra Beate Reimann. «Rebecca Horn choreografiert die Bewegung von Menschen und Maschinen.»
Die Menschlichkeit der Maschine, das Ruckeln und Rattern: Das ist auch bei Tinguely anzutreffen. Die Ausstellung «Körperphantasien» im Tinguely Museum blickt auf Rebecca Horns mittlerweile 50-jähriges Schaffen. Das macht sie, indem sie alte Werke neuen gegenüberstellt.
Zu sehen sind etwa Requisiten, Fotos und ein Video von Horns legendärer Performance aus den 70er-Jahren, in der die Künstlerin zwei fächerförmige Stoffe an ihre Körperseiten montiert.
Bewegung: jetzt und damals
In dem weissen Körperfächer sieht man wie die Künstlerin auf einer Düne steht und mit dem Wind kämpfend ihre Flügel ausbreitet. Sie faltet sie zu einem Kreis aus und wieder zusammen.
Diese Bewegungen kehren in einer späteren Installation von 2010 wieder zurück – nur lässt diesmal die Künstlerin ihren Körper aus und lässt nur zarte Eulenfedern sich fächerförmig öffnen und schliessen.
Weiches und Hartes, Verletzlichkeit und Stärke: Diese Gegensätze finden sich immer wieder in Horns Werken. Die Künstlerin verarbeitet darin ihre eigenen Erfahrungen.
Körper und Kreislauf
Etwa die Zeit, als sie 1967 ein Jahr lang wegen Tuberkulose und einer Lungenvergiftung in einem Sanatorium isoliert war. Ihr eigener Körper spielt dabei – zumindest in ihren frühen Werken – eine zentrale Rolle.
Auch die Resonanz zwischen den Installationen «Überströmer» (1970) und «Rio de la Luna» sei wunderbar, sagt Kuratorin Reimann. Ersteres ist ein Adlergewand aus roten Schläuchen.
«Das Werk sieht aus wie ein Blutkreislauf», sagt Reiman. «Das andere Werk ist sehr mechanisch und düster. Es pulsiert in sieben Kammern. Diese Bleirohre verteilen sich im Raum wie ein Nervensystem oder ein Aderngeflecht.»
Horns Werk sei noch immer aktuell, sagt Reimann. «Wir alle bauen zu Dingen, die uns umgeben, eine emotionale Bindung auf.» Ein zeitloses Phänomen.
Keine Überraschungen
Die Bewegung der Maschine sei auch die Bewegung der Gefühle, sagt Reimann. «Die Erfahrung von Freude, Leid, Schmerz und Liebe betrifft uns alle. Immer.» Insofern berührt Rebecca Horns Kunst auch heute noch.
Eingefleischte Horn-Fans überrascht die Ausstellung wohl nicht. «Körperphantasien» zementiert eher Horns Stand im Olymp der Kunst aus dem 20. Jahrhundert. Aber das muss keineswegs schlecht sein.