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Kunst Kulturzentrum Lugano: Gute Zahlen, gestritten wird trotzdem

Grosse Sache, kleines Jubiläum: Heute vor einem Jahr hat das Lugano Arte e Cultura LAC seine Tore geöffnet. Die erste Bilanz des Tessiner Kulturzentrums kann sich sehen lassen: Die Leute kommen in Scharen, Krisen sind ausgeblieben. Aber es gibt auch Misstöne.

SRF: Ein Prestigebau, der unter einem Dach einen Konzert- und Theatersaal und ein Kunstmuseum vereint: Genau ein Jahr ist vergangen, seit in Lugano das neue Kulturzentrum LAC eröffnet wurde – mit Pauken und Trompeten. Wie steht es heute um den neuen Leuchtturm in der Tessiner Kulturlandschaft?

Alexander Grass: Die Ziele im Businessplan wurden übertroffen. Man hat im Konzert- und Theatersaal mit 100‘000 Besucherinnen und Besuchern gerechnet. Effektiv waren es im ersten Jahr rund 114‘000. Das Museum hatte 80‘000 Besucherinnen und Besucher als Ziel; effektiv waren es 84‘000.

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Alexander Grass ist Tessinkorrespondent für das Schweizer Radio und Fernsehen SRF.

Die Befürchtung, das Publikum nur aus der Elite kommt, hat sich nicht bewahrheitetet. Erfüllt hat sich auch die Erwartung, dass das Haus über Lugano hinaus ausstrahlt. 30 Prozent der Besucher kommen von nördlich des Gotthards, 30 Prozent aus der Lombardei.

Und vielleicht als letzte Zahl: Der Konzertsaal ist im Schnitt zu 90 Prozent ausverkauft. Das ist ein guter Start, gerade wenn man denkt, wie das KKL in Luzern nach seiner Eröffnung zwei bis drei Krisen durchleben musste. In Lugano ist so etwas ausgeblieben.

In welche Richtung soll sich das Kulturzentrum denn noch weiterentwickeln?

Das LAC soll eine Brücke zwischen Nord und Süd darstellen. So versteht sich auch der Kanton Tessin. Dafür hätte das LAC eigentlich eine ideale Position. Die Neugierde ist da im Publikum.

Aber jetzt kommen natürlich die schwierigen Jahre. Die erste Begeisterung ist verflogen, und die Ambitionen kosten Geld. Das LAC wurde in finanzpolitisch goldenen Zeiten geplant. Kultur kostet, das wissen alle.

Es stellt sich die Frage nach dem Konzept in der Programmierung: Setzt man auf stärker auf die Gegenwart, oder soll das LAC ein Schaufenster für die Stars von gestern sein, die ein grosses Publikum anziehen? Das sind die Fragen.

Aber im Moment haben wir eine lokalpolitische Querele, die alles überschattet.

Was ist da genau los?

Es geht um die Besetzung eines Steuerungsorgans im LAC. Da ist die Grundfrage: Soll sie nach parteipolitischen Kriterien geschehen, oder spielt die Qualifikation eine Rolle?

Der Streit begann mit der Kandidatur von Giovanna Masoni. Sie ist eine zentrale Figur in der Geschichte des LAC. Sie hat es gegen die Widerstände aus der Lega dei Ticinesi durchgeboxt.

Giovanna Masoni würde auch zur Verfügung stehen. Sie ist aber in der Politik nicht mehr aktiv. Jetzt gibt es Leute, die sagen, das Ganze müsse parteipolitisch abgestützt sein. Und es gibt die Gegenposition, die findet: Wir brauchen eine Giovanna Masoni, die wie kaum jemand anders politisch gekämpft hat und auch das nötige Know-how mitbringt.

Gibt es noch andere Schwierigkeiten?

Ich glaube, die Kulturlandschaft Tessin muss neu gedacht werden. 2020 wird der Ceneri-Basistunnel eröffnet: Das halbiert die Reisezeiten zwischen den Städten im Tessin. Da braucht es zum Beispiel für Kunstmuseen eine neue Strategie.

Man muss wegkommen von der bisherigen lokalen Kultur- und Veranstaltungspolitik – und hinkommen zu einer «Città Ticino». Es braucht eine übergreifende Vision.

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