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Ein pinker und ein grüner Dämon, halb Mensch, halb Tier
Legende: Kuriose Gestalten: Indische Künstler liessen ihrer Fantasie beim Malen von Dämonen freien Lauf (um 1740). Folio aus der kleinen Guler-Bhagavata Purana-Serie, Manaku von Guler zugeschrieben / Museum Rietberg Zürich

Monster, Teufel und Dämonen Hässlich und Hörner: Das Böse sieht überall ähnlich aus

Das Gute ist schön – das Böse aber macht Spass! Eine Ausstellung im Museum Rietberg zeigt, mit wieviel Lust Kulturen aus aller Welt den Teufel an die Wand malen. Denn wer Dämonen darstellt, kann sich besser von ihnen befreien.

Ob eine japanische Maske oder eine Teufelsdarstellung aus der Innerschweiz, ob ein indischer Dämon oder ein persischer: praktisch allen gemein ist, dass sie Hörner haben, gewaltige Fangzähne und meistens Klauen.

Tierisch menschlich

«Das ist kein Zufall», sagt Axel Langer, Kurator am Museum Rietberg, «ein Dämon ist uns Menschen recht ähnlich, abgesehen eben von Hörnern, furchterregendem Gebiss und Klauen – diese sind sozusagen die universellen dämonischen Accessoires».

Deren Ursprung kann man dabei recht genau zurückverfolgen: Die Hörner etwa: sie sind ein kulturgeschichtliches Exportprodukt, wie Kurator Langer erklärt: «Sie kommen aus der Antike – man denke zum Beispiel an den Gott Pan. Die Hörner wanderten dann sozusagen über Persien nach Indien und kamen über den Buddhismus im 6. Jahrhundert nach Japan. Deshalb haben auch japanische Dämonen Hörner.»

Ein roter und ein blauer Dämon mit Hörnern
Legende: Die Hörner der Dämonen sind ein Exportprodukt: Sie wanderten aus dem antiken Griechenland über Persien (hier ein Gemälde von 1580-1590) bis nach Japan. Aus einem unbekannten Shāhnāmeh-Manuskript, Shiraz, Iran / Museum Rietberg Zürich

Ein weiteres Merkmal: ein Dämon ist sicher keine Schönheit, aber das Abstossende ist mit viel Liebe und bis ins kleinste Detail dargestellt. Auch das scheint allen Kulturen gemein: die Lust am Hässlichen

«Es geht auch darum, das Menschliche, das Gute, das Schöne zu verzerren, zu überzeichnen, ein Gegenstück dazu zu suchen», erklärt Kuratorin Caroline Widmer.

Angst überwinden

Aber am Anfang stand die Angst: die Angst vor all dem, was den Menschen unerklärlich schien. Wer Monster malt, bannt sie – macht die Angst bildhaft.

Doch das Böse regt eben auch ungemein an. «Es gibt in allen Kulturen eine Faszination für das Dämonische, für das Jenseitige, für das Andere – und es gibt den Versuch, diesem Anderen Ausdruck zu geben», sagt Kuratorin Widmer.

Die Darstellung indischer Dämonen etwa. «Die sind teilweise recht lustig dargestellt, mit schicken Höschen und in tollen Farben. Bei den Dämonen konnten sich die Künstler austoben und ihrer Fantasie freien Lauf lassen, während bei den Göttern klar vorgegeben war, was sie machen mussten.»

Kurz: das Böse macht einfach mehr Spass, es ist reizvoller für Künstler.

Komisch-kauzig-kurios: das Monster wird zur Witzfigur

Mit der Zeit bekam man die Dämonen in den Griff – und ab dann konnte man sie auch parodieren.

Holzmaske eines Dämons mit Hörnern
Legende: Dämonenmaske einer eifersüchtigen Frau von Yasutaka aus der japanischen Edo-Zeit, Ende des 18. Jahrhunderts. Geschenk Schweizerisch-Japanische Gesellschaft, Museum Rietberg Zürich

In Japan zum Beispiel trugen Männer im 19. Jahrhundert geschnitzte Dämonen-Figürchen unter der Kutte. Monster en Miniature sozusagen – um zu klar zu zeigen, wer da wen im Griff hat. Lachen ist eins der besten Mittel gegen Angst – kulturübergreifend.

So hat diese Monster-Schau im Museum Rietberg auch etwas Therapeutisches: Erst ist da die Angst vor den Dämonen – den inneren wie äusseren. Dann macht man sich ein Bild, um das Böse zu bannen – und irgendwann lacht man darüber.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 30.05.2018, 17.20 Uhr

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