Normalerweise steht Oliver Polak auf der Bühne. Im Trainingsanzug. Und macht Witze über sein Leben als Jude. Und ja, auch Witze über den Holocaust.
Dass die Deutsche Bahn doch lieber vor 70 Jahren gestreikt hätte. Oder über eine Anne-Frank-App, welche die besten Verstecke in Europa anzeigt.
Unangenehme Erlebnisse
Doch Oliver Polaks Leben war des Öfteren gar nicht lustig. In seinem Buch «Gegen Judenhass» erzählt er vom alltäglichen Antisemitismus, dem er sein Leben lang ausgesetzt war. Wie er als Junge in den über den Pausenhof gejagt wurde. «Du hast Juden-Aids», haben sie ihm nachgerufen.
Das war in den 1980er-Jahren im Emsland in Norddeutschland. Oder später, als ihm eine Dame vor einem Auftritt erzählte, dass sie eigentlich keine Juden mehr engagierten, weil einer seine Rechnung nicht bezahlt habe. Und dann anfügte: «Der Hitler hatte schon recht mit allem.»
Verdrängen ging nicht mehr
Lange habe er solche Erlebnisse einfach verdrängt. Liess sie, wie er im Buch schreibt, an sich vorüberziehen. Danebenstehen und schweigen. Doch irgendwann ging das nicht mehr.
Als 2014 mitten in Berlin die Israel-Flagge verbrannt worden sei und die Anwesenden skandiert hätten «Juden ins Gas». Als sich die Übergriffe auf Jüdinnen und Juden mehrten und wieder Schüler über den Pausenhof gejagt wurden. «Da habe ich mich gefragt: Warum sagt denn niemand was?», erzählt Oliver Polak.
Dann habe er entschieden, ein Buch zu schreiben. «Ich wollte diesen jungen Menschen eine Stimme geben», erklärt der Komiker. «Ich habe versucht, die Wut und die Wertung aussen vor zu lassen und das Büchlein dünn zu halten, damit niemand eine Ausrede hat, es nicht zu lesen.»
Plädoyer für Empathie
Das Buch ist eine Mischung aus Erklärstücken zu den gängigen antisemitischen Vorurteilen, Polaks Erinnerungen und seiner Analyse, weshalb der Antisemitismus nicht verschwunden ist. «Er ist wie ein alter Opa im Schaukelstuhl. Er wurde immer stillschweigend geduldet.»
Oliver Polak glaubt auch, dass die Deutschen den Zweiten Weltkrieg nie richtig verarbeitet hätten. «Die Schuld und die Scham durfte sich nicht weiterentwickeln. Es gab kein Update», schreibt er.
Diese Mentalität, gepaart mit einem neuen Antisemitismus islamischer Einwanderer, führte dazu, dass sich Oliver Polak unterdessen in Deutschland nicht mehr wohl fühle.
Damit sich das wieder ändert, plädiert er für mehr Empathie. «Wir müssen versuchen, die anderen besser zu verstehen.»