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Literatur Bekannte Unbekannte: 7 Pseudonyme und ihre Geschichten

Ein Journalist will die Identität der Star-Autorin Elena Ferrante («Meine geniale Freundin») geklärt haben. Sie ist eine andere – andere waren es auch: Immer wieder haben Kunstschaffende sich hinter einem Pseudonym versteckt. Aus verschiedenen Gründen.

Geheimnis gelüftet? Und wozu? Anita Raja soll die Autorin von «Meine geniale Freundin» sein, behauptet wenigstens der italienische Journalist Claudio Gatti in einem Artikel, der in verschiedenen Zeitungen, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen erschienen ist.

Eine geniale Übersetzerin

Anita Raja arbeitet als Übersetzerin für den Verlag Edizioni E/O, in dem Elena Ferrantes Bücher erscheinen. Seit dem Erfolg der englischen Ausgabe haben die Zahlungen an Raja sich vervielfacht, schreibt Claudio Gatti. Das sei nur mit Rajas Übersetzer-Job nicht zu erklären.

E/O hat sich zu Gattis Spekulationen nicht geäussert. «Da unsere Autorin Elena Ferrante es vorzieht, ihre Anonymität zu wahren, werden auch wir uns zu Fragen, die ihre Identität betreffen, nicht äussern», tönt es aus dem Hause Suhrkamp, das den «Meine geniale Freundin» auf Deutsch verlegt.

Die Geheimniskrämerei um Namen hat Tradition – nicht nur in der Literatur.

Grosse Namen – falsche Namen

  • 1. JK Rowling / Robert Galbraight

    Harry-Potter-Autorin JK Rowling.
    Legende: Fühlte sich wohl in der Haut eines Ex-Ermittlers der Militärpolizei: JK Rowling, Bestseller-Autorin. Keystone

    «Ich hatte gehofft, ich könnte dieses Geheimnis noch ein bisschen länger für mich behalten», sagt JK Rowling, als es dann doch raus ist. Die «Harry Potter»-Autorin hat 2013 unter falschem Männernamen erstmals einen Kriminalroman geschrieben – er erscheint als das vermeintliche Debüt eines Ex-Ermittlers der britischen Militärpolizei. «Der Ruf des Kuckuck» verkauft sich zunächst nur mässig. Das ändert sich, als Galbraight «geoutet» wird. Sie habe es sehr genossen, sagt Rowling, wieder einmal ohne Druck und Hype ein Buch zu schreiben.

  • 2. Banksy

    Graffito von Street-Art-Künstler Banksy.
    Legende: Narrt die Öffentlichkeit seit 20 Jahren erfolgreich: Banksy, Sprayer-Guru. Keystone

    Sammler reissen sich seine Bilder aus den Händen. Dabei sprayt Banksy sie auf Hauswände. Trotzdem schafft es der Grossmeister der politischen Street-Art, seine wahre Identität geheim zu halten – und das seit über 20 Jahren. Ob sich hinter Banksy wirklich ein gewisser Robin Gunningham aus Bristol verbirgt, wie britische Wissenschaftler kürzlich herausgefunden haben wollen, oder vielleicht doch eher ein Künstlerkollektiv: Die Zukunft wird es weisen. Oder auch nicht.

  • 3. William Shakespeare

    William Shakespeare in Öl.
    Legende: Ist er gar nicht der Schöpfer von «Hamlet» & Co? William Shakespeare, Dichterfürst. Wikimedia/National Portrait Gallery

    Es fehlen weiter die Beweise, dass der gleichnamige Geschäftsmann aus Stafford auch der berühmte Dichter ist. Eigentlich weiss man fast nichts über William Shakespare. Ein gefundenes Fressen für Verschwörungstheorien. Die berühmteste: Christopher Marlowe ist der Schöpfer von «Hamlet» & Co. Die grosse Dichter-Hoffnung kommt offiziell 1593 bei einer Messerstecherei ums Leben. Verschwörungstheoretiker sagen aber: Marlowe hat das Land Richtung Frankreich verlassen. Da er weiterschreiben will, verfasst er seine Stücke und Gedichte unter dem Namen William Shakespeare.

  • 4. Alan Smithee

    Filmregisseur David Lynch spricht in ein Mikrophon.
    Legende: Hat sich für «Dune» hinter Alan Smithee versteckt: David Lynch, Filmregisseur. Keystone

    Alan Smithee – der Legende nach ein Anagramm von «The Alias Men» – ist der Deckmantel für Regisseure, die mit einem Film nicht mehr in Verbdingung gebracht werden wollen. Wenn ein Regisseur glaubhaft geltend machen kann, dass ein Film nicht seine Handschrift trägt, darf er ihn Alan Smithee in die Schuhe schieben. Auf dessen Konto gehen mittlerweile gut 50 schlechte Filme. Und weil das langsam reicht, hat die Directors Guild of America einen neuen Alan Smithee ins Leben gerufen. Sein Name, den man sich merken sollte: Thomas Lee.

  • 5. Paul McCartney / Bernhard Webb

    Paul McCartney mit Frau und Kind auf dem Rollfeld eines Flugplatzes.
    Legende: Schafft es allein auf Platz 14 der Single-Hitparade: Paul McCartney, Beatle. Keystone

    Drei Songs für die britische Popduo Peter & Gordon hat Paul McCartney (gemeinsam mit John Lennon) schon geschrieben, bevor er sich im Jahr 1966 an «Woman» wagt – und zwar ganz allein. Der berühmte Beatle will Antwort auf die Frage: «Wie gut verkauft sich meine Musik, wenn niemand weiss, dass ich sie geschrieben habe?» Die Antwort kommt aus den USA: «Woman» schafft es auf Platz 14 der Single-Hitparade.

  • 6. Scholem Alejchem / Scholem Jankew Rabinowitsch

    Der Schrifsteller Scholem Alejchem in Denkerpose.
    Legende: Sein Pseudonym heisst auch: «Wie geht es Euch?» Scholem Alejchem, Schriftsteller. Wikimedia

    Scholem Jankew Rabinowitsch benutzte ein Pseudonym, um seine Identität vor den Verwandten zu verbergen. Jiddische Schriftsteller bedienten sich häufig eines Pseudonyms, weil das Jiddische von den Maksilim und der russischsprachigen jüdischen Intelligenz verachtet wurde. Scholem Alejchem wollte sein Pseudonym, das auch «Wie geht es Euch?» heissen kann, in das Markenzeichen einer komischen Person verwandeln. Seine Bekanntheit und Beliebtheit stiegen rasch. Bald wurde «Scholem Aleichem» zum Synonym für «Spassmacher».

  • 7. George Sand / Amantine Lucile Aurore Dupin

    Porträt der französischen Schrifstellerin Georg Sand
    Legende: Raucht Zigarren und gefällt sich in Männerkleidung: George Sand, Schriftstellerin. Wikimedia , Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen

    Geboren wird George Sand 1804 als Amantine Lucile Aurore Dupin. Ihre ersten Texte verfasst sie unter dem Pseudonym J. Sand; es ist die Kurzfassung des Namens ihres ersten Gatten Jules Sandeau. Später gibt Aurore Dupin sich Vornamen George. Über 35 Romane wird George Sand im Laufe ihres Lebens schreiben; als Schriftstellerin bleibt sie lange verkannt. Sie raucht Zigarren und gefällt sich in Männerkleidung – eine frühe Wegbereiterin der Emanzipation.

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