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Die Literatur und die USA
Aus Literaturclub vom 31.01.2017.
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Literaturclub Bücher lesen in der Ära Trump

Die aktuellen Bücher von zwei US-Autoren kollidieren mit einer Welt, die dauernd beunruhigt nach Amerika blickt. Hat die Literatur etwas zu sagen? Ja, meinen die Kritiker im Literaturclub.

Literatur eröffnet oft einen neuen Blick auf die Gegenwart. Unruhig und aktionsgeladen fühlt sich diese gerade an und wird auch zum Thema im Literaturclub.

Die Themen einiger Bücher, die im Literaturclub besprochen wurden, kollidieren gerade mit der zerfahrenen Nachrichtenlage. Welche Geschichte eröffnet einen neuen Blick auf das aktuelle Zeitgeschehen?

Überflogen und ignoriert

«Für mich war es William H. Gass’ ‹Mittellage›», sagt Hildegard Keller. «Dieses Buch über den Midwest – diese grosse Zone, die die Amerikaner die ‹Fly Over Zone› nennen. Hier lebt der grosse Teil des Landes, der überflogen wird und jetzt in den Fokus rückt.»

Buchhinweis

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  • Paul Auster: «4 3 2 1». Rowohlt, 2017.
  • Peter von Matt: «Sieben Küsse», Hanser, 2017.
  • William H. Gass: «Mittellage», Rowohlt, 2017.

Vor dieser Kulisse verbinde Gass das Allerbeste und das Allerschlechteste: «Einerseits die Wertschätzung der Bildung, andererseits die äusserste Beschränktheit.»

Damals und heute: Rassen- und Klassenkampf

Aber auch Paul Auster schlägt mit «4 3 2 1» eine beunruhigende Brücke zum Hier und Jetzt. «Das Buch hat mich fasziniert und zugleich beängstigt», so Martin Ebel. «Diese Parallelen zu den 1960er-Jahren: Das war ein Jahrzehnt, wo es einen kriminellen Präsidenten gab, in dem Krieg geführt wurde, in dem Jobs verloren gingen. Ein Jahrzehnt des Rassenhasses und des Klassenhasses, wo die Privilegierten gegen die Unterprivilegierten vorgegangen sind.»

Aus diesem Schlamassel sei die USA damals irgendwie rausgekommen, nun beunruhigt ein zentraler Gedanke. «Es ist furchterregend, sich vorzustellen, dass es heute Leute und Kräfte gibt, die genau dahin wieder zurück wollen», sagt Ebel.

Gezwungen zum Zuschauen

Darauf zitiert Milo Rau den Philosophen George Santayana: «Wer die Vergangenheit vergisst, ist gezwungen, sie zu wiederholen». Und fügt diesem Diktum hinzu: «Und wer die Vergangenheit nicht vergisst, und diese Bücher liest, der ist gezwungen denen, die sie wiederholen, zuzuschauen.»

Sendung: SRF 1, Literaturclub, 31.01.2017, 22.25 Uhr.

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