Der Tag beginnt mit Eva: Den «Tages Anzeiger» auf der Bellevue-Seite aufschlagen und uns fragen, wie bringt sie uns heute wieder zum Schmunzeln und Nachdenken? Eva, die Comic Figur, Heldin des Alltags, mit den stacheligen Haaren, der wuchtigen Oberweite und dem herben Charme einer Mitfünfzigerin.
Doch für die Schöpfer Felix Schaad und Claude Jaermann ist nun Zeit zum Aufhören: «Der Impuls kam zuerst von Felix Schaad. Und ich haben auch gemerkt, wir sind langsam müde und wir wollten aufhören, solange wir noch das Gefühl haben, ja wir sind noch gut genug», so Jaermann.
«Brutale Arbeit – Chnochebüez»
Eva war mehr als nur eine «Strichlifrau». Eva war die frühmorgendliche erste Kontaktnahme mit der Welt, die Emotion zum Morgenkaffee.
«Es gab schon einiges Wehklagen und Seufzen und je näher der Termin rückt, dass Eva aufhören wird, kommt auch in mir Wehmut auf», sagt der Texter Claude Jaermann zum Ende von Eva. Aber 17 Jahre sind eine lange Zeit, und über 5000 Geschichten, Berge von Papier, Tonnen von Fantasie und Ewigkeiten von kreativen Sitzungen. Claude Jaermann nennt es: «Oftmals brutale Arbeit – Chnochebüez».
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Schwieriger Anfang
Als Eva geschaffen wurde, wollte sie erst gar niemand haben. Dann kam der Nebelspalter auf den Geschmack. Erst später wurde sie im Tagi zum täglichen Gast.
Als montenegrinische Kassiererin in einem Schweizer Supermarkt, mit grossem Busen und altmodischer Frisur hat sie nicht gerade gute Ausgangsbedingungen – könnte man meinen.
«Eigentlich alles falsch gemacht»
«Wir haben bei Eva eigentlich bewusst alles falsch gemacht. Sie ist eine Comic-Heldin und kein Comic-Held. Sie ist ein bisschen übergewichtig und nicht die hübscheste Frau», sagt Texter Jaermann. «Aber gerade deswegen ist es möglich, sich mit ihr zu identifizieren.»
Dennoch haben ihre beiden Schöpfer Eva ein paar echte Skills gegeben: «Die Idee war ja nicht, Frauen-Witze zu machen. All diese Klischeewitze, damit wollten wir brechen», sagt Zeichner Felix Schaad. «Sie ist, obwohl als Verliererin positioniert, eine Superwoman, sie kann ja eigentlich alles.» Zum Beispiel kann Eva vorzüglich Ski fahren, sie war auch mal Kampftaucherin und im Yoga legt sie mühelos einen astreinen Handstand hin.
Untypisches Frauenbild
Zwei Männer erschufen mit Eva ein ziemlich untypisches Frauenbild, eine spezielle Erfahrung, sagt Claude Jaermann: «Die Vorgänger-Figur Kurt Zwicki, konnten wir ins Feuer gehen und halb ersaufen lassen, das war relativ einfach. Das konnten wir als Männerautoren-Duo mit einer Frau nicht machen. Natürlich kriegt auch sie oft mal eins auf den Deckel, aber das hat dann mehr eine gesellschaftspolitische Dimension. Somit war Eva eine schöne Herausforderung für uns als Männer.»
Eva hat zwar Busen und trägt eine Handtasche, aber mit dem kantigen Gesicht, den vier Haaren auf dem Kopf und dem dicken Bauch hat sie doch auch virile Züge. Stimmt, sagt Zeichner Schaad, denn: «Wir mussten mit dieser Figur ja nicht nur Frauen ansprechen, sondern auch Männer. Auch sie sollten sich in ihr wiedererkennen.»
Dienstag und Mittwoch – die Eva-Tage
Dienstag und Mittwoch – das waren jeweils die Eva-Tage von Felix Schaad und Claude Jaermann. Beim Frühstück trafen sie sich, lasen Zeitung und diskutierten: «Dann kreiert Claude den Text. Er bringt zu Papier, was die Personen sagen werden. Am nächsten Tag, wird anhand dieses Textes besprochen, ob die Geschichte so läuft.»
Bald sind diese zwei Tage Geschichte. Der Hauskarikaturist vom «Tages Anzeiger» Felix Schaad wird sich verschiedenen Projekten widmen, so hat er Ideen «für ein Kinderbuch das ich vielleicht mal machen möchten. Ich möchte mich lösen von den Eva-Zeichnungen, die ich mittlerweile doch ein bisschen gesehen habe.»
Für Texter Jaermann ist die Zukunft offener, denn «Ich habe keinen Plan B. Es ist für mich ein Grossteil des Einkommens, auf das ich notabene freiwillig verzichte. Ich werde sicher ein bis zwei Monate nichts tun. Auch ich bin nach 17 Jahren müde. Ich bin aber noch jung, ich finde schon was.»
Wie wird uns Eva verlassen?
Wie Eva dieses Universum verlassen wird, das ist natürlich noch ein Geheimnis. Zeichner Schaad verrät aber schon mal, dass sie nicht sterben wird, «weil meine Tochter explizit gesagt hat, sterben darf sie nicht und ich habe ihr das hoch und heilig versprochen.»
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur aktuell, 19.12.2017, 7.20 Uhr