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Literatur Das Neue von David Nicholls hat das Zeug zum Mega-Bestseller

Mit seinem Roman «Zwei an einem Tag» gelang dem Engländer David Nicholls ein Welterfolg. Jetzt, fünf Jahre später, hat er an der Buchmesse Frankfurt endlich ein neues Buch präsentiert: «Drei auf Reisen». Es hat das Zeug zum Mega-Bestseller.

Wenn Kinder flügge werden, ist dies ein Schlüsselmoment in jeder Ehe. Douglas und Connie Peterson planen deshalb die allerletzten Familien-Ferien mit ihrem 18-jährigen Sohn Albie. Es soll ein Bildungsurlaub werden: Sie wollen eine «Grand Tour» durch legendäre europäische Städte wie zum Beispiel Paris, Amsterdam, Florenz und Madrid machen. Es sei höchste Zeit, dass der junge Erwachsene die Kunst-Schätze im Louvre, in den Uffizien oder im Prado persönlich kennenlerne.

Von einem Fettnapf zum nächsten

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David Nicholls: «Drei auf Reisen.» Kein & Aber, 2014.

Der schlaksige Albie hat allerdings wenig Bock auf endlose Spaziergänge durch Museen und Galerien, und auch sonst kann er dieser Familienreise wenig abgewinnen. Schon immer hatten er und sein Vater Douglas ein gespanntes Verhältnis, und erfahrungsgemäss wird dies in engen Hotelzimmern und überfüllten Metros nicht unbedingt besser. Kommt hinzu, dass Connie ihrem Mann, kurz vor der Abreise, mitgeteilt hat, dass auch sie gedenke, inskünftig eigene Wege zu gehen. Für Spannung ist unterwegs also gesorgt, zumal Douglas – ein neurotischer Biochemiker – kaum ein Fettnäpfchen auslässt und von einer peinlichen Situation in die nächste schliddert.

Grosser Erwartungsdruck

Fünf Jahre hat sich David Nicholls Zeit genommen für diesen neuen Roman. Bei der internationalen Pressekonferenz an der Frankfurter Buchmesse erzählte er, dass ihm der Erwartungsdruck von Publikum und Verlag durchaus im Nacken gesessen sei. Ein erstes Manuskript hat er denn auch – nach über einem Jahr Arbeit – auf Anraten seiner Agenten und Verleger – wieder vernichtet. Und mit Schreiben nochmals ganz von vorne begonnen.

Der Effort hat sich gelohnt: David Nicholls ist nicht der Versuchung erlegen, inhaltlich eine Fortsetzung von «Zwei an einem Tag» zu schreiben. Er wählte ganz bewusst ein anderes Setting: Die Protagonisten sind älter geworden. Im Vordergrund steht nicht eine romantische Liebesgeschichte, sondern die Befindlichkeit eines langjährigen Ehe-Paars und ein Vater-Sohn-Verhältnis. Zudem kann man den Roman schlicht auch als eigenwilligen Reiseführer durch Europa lesen.

Neurotisch veranlagt wie seine Hauptfigur

Treu geblieben ist der Brite einzig seinem originellen Stil: Er hat ein Gespür für komische Szenen und sentimentale Momente, ohne in Kitsch abzugleiten. Vater Douglas erinnert in seiner Unbeholfenheit an eine Mischung aus Papa Moll und Mr. Bean. David Nicholls pflegt einen liebenswürdigen Humor, dem jeglicher Zynismus abgeht. Er kennt das richtige Mass an Pointen und versteht es, auch immer wieder in die Tiefe zu gehen: Generationenkonflikte und Ehe-Krisen im mittleren Alter sind relevant genug, dass man sich nicht nur darüber lustig machen sollte. Genau in diesem gelungenen Mix aus Heiterkeit und Melancholie könnte denn auch eines der Erfolgsgeheimnisse des Bestseller-Autors liegen.

David Nicholls betont, dass er nie aus eigener Betroffenheit heraus schreibe. Im Gegenteil: Er suche immer nach Erfahrungen und Figuren, die von seinem persönlichen Erleben sehr weit weg seien. Und gibt dann doch lachend zu, dass er ähnlich neurotisch veranlagt sei wie Douglas: «Auch ich bin ein Mensch, der sich oft Sorgen macht und leicht aus der Fassung gerät.» Manchmal liege er die halbe Nacht wach und könne vor lauter Grübeln nicht mehr einschlafen. «In solchen Momenten denke ich mir bessere Pointen oder neue Schlüsse aus. Und so hat das Neurotische auch sein Gutes. Ein Schriftsteller muss sich ja schliesslich den Kopf zerbrechen, über das, was er schreiben will.»

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