Aharon Appelfeld war einer der produktivsten und angesehensten Schriftsteller Israels. 46 Bücher hatte er bis Anfang 2017 geschrieben. Sie wurden in 35 Sprachen übersetzt, darunter auch ins Deutsche. Hauptthemen seiner Werke waren das jüdische Leben vor dem Holocaust und Kindheitserinnerungen aus Osteuropa.
Flucht aus dem Ghetto
Appelfeld wurde 1932 in der Nähe von Czernowitz geboren, im Westen der Ukraine. In Czernowitz sprach man Deutsch, man ging in der deutschen Kultur auf. Bis die Mutter des kleinen Erwin, so hiess Aharon damals, von Antisemiten erschossen wurde. Der achtjährige Junge wurde mit seinem Vater nach Transnistrien, damals der östlichste Teil Rumäniens, deportiert, wo er von seinem Vater getrennt wurde.
Es gelang Erwin zu fliehen. Jahrelang trieb er sich mit Räuberbanden in den Wäldern der Ukraine herum, zog später als Küchenjunge mit der Roten Armee westwärts und kam nach Kriegsende 1946 mit jungen Zionisten nach Palästina.
Er wollte seine Vergangenheit nicht vergessen
«Ich war ein Kind, aber ich war sehr erwachsen», sagte Appelfeld über diese Zeit in der Sendung Passage von Radio SRF 2 Kultur. «Ich habe sehr viel überlebt. Ich war in einem Ghetto, in einem Lager und danach war ich in einem Wald. Nach dem Krieg – ich war erst 11 Jahre alt – war ich bei der russischen Armee in der Küche. Ich kam nach Israel mit viel Erfahrungen. Die meisten sind schlecht.»
Dort war dem 14-jährigen Jungen alles fremd: die Sprache, die er zu lernen hatte und der Zionismus. Am meisten getroffen hat ihn aber die Forderung der Pioniere des neuen Israels, seine Vergangenheit zu vergessen. Das konnte und wollte er nicht.
Schriftsteller der Diaspora
In über 40 Büchern erinnert sich der Schriftsteller verzweifelt. Versucht, das verlorengegangene Leben aufzuwecken. Aharon Appelfeld war ein Schriftsteller der Diaspora geblieben, ein osteuropäischer Schriftsteller, obwohl er über sechzig Jahre in Israel gelebt hat. Nun ist er im 85-jährig gestorben.