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Literatur Hermann Hesse, der Gärtner

Hermann Hesse öffnet die Augen für die Wunder der Natur: In Romanen, in Gedichten, Betrachtungen oder in Briefen an seine Freunde, schrieb er immer wieder von seiner Arbeit im Garten. Einige der schönsten Texte sind nun im Sammelband «Hermann Hesse: Freude am Garten» nachzulesen.

Ein beiges Haus mit einem gut gepflegten Garten um das Haus herum.
Legende: Hier gab sich Hesse seiner Gartenarbeit hin: sein Haus in Montagnola. Keystone

Das Buch mit farbigen Aquarellen des Dichters und historischen Fotografien dürfte nicht nur Hessefans, sondern auch Gartenfreunden gefallen. Und es ist ein Augenöffner. Keiner hat die Schönheit der Blumen so detailliert beschrieben wie Hesse.

Die Zinnien waren seine Lieblingsblumen

Zum Beispiel in einem Brief an einen Freund, in dem der Literaturnobelpreisträger einen verwelkten Zinnienstrauss beschreibt: «… die müde werdenden Blattränder der Blüten biegen sich da und dort mit sanfter Falte um und zeigen ein gedämpftes Weiss, ein unaussprechlich rührendes, klagendes Graurosa, wie man es an ganz verbleichten Seidensachen der Urgrossmutter oder an alten erblindenden Aquarellen sieht.»

Hesse hat die Natur nicht nur beobachtet, er war auch ein leidenschaftlicher Gärtner. Er pflanzte duftende Blumen und buntes Gemüse. Im Tessiner Dorf Montagnola pflegte der bekannte Schriftsteller einen Rebberg.

Schon als Kind liebte er die Farben und Düfte der Blumen. Ab und zu öffnete er ganz vorsichtig einen Blütenkelch, um zu schauen, was sich darin verbirgt. Selbst Vater geworden, war es ihm wichtig, dass auch seine Kinder einen Bezug zur Natur bekommen.

Hesse als Sklave seines Gartens

Gartenarbeit ist strenge Arbeit und für den älteren Gärtner und Dichter Hermann Hesse war sie manchmal auch etwas zu streng. Die Sonne brannte trotz verbeultem Strohhut auf seinen Nacken, und der Rücken wurde schnell müde. Und einmal bezeichnete er sich sogar als «Sklave meines Gartens».

Buchhinweis

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Volker Michels (Hrsg.): Hermann Hesse – Freude am Garten. Insel Verlag, 2012.

Aber der Garten war eine wichtige Abwechslung zur Arbeit am Schreibtisch und eine «Zuflucht aus der Welt des Papiers». Die schmerzenden Augen erholten sich im Grün der Natur. Ausserdem war der Garten auch Inspirationsquelle: Beim Jäten und Pflanzen konnte Hermann Hesse seine Phantasie-Fäden weiterspinnen. Dabei entwickelte er zum Beispiel den Inhalt seines berühmten Romans «Das Glasperlenspiel».

Im Geschenkband «Hermann Hesse: Freude am Garten» findet man auch Hesses Vers-Erzählung «Stunden im Garten» aus dem Jahr 1935. Es sind unter anderem Gedanken zum Enstehen und Vergehen in der Natur: «Wunderlich ist’s mit Gewächsen und Blumen, welchen bestimmt ist, innerhalb eines einzigen Jahres, ja weniger Monde, alle Stufen des Lebens zu gehen vom Keim bis zum Tode».

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