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Lesen mit Daniela Strigl «Ulysses hab ich unterbrochen, weil mir das unsympathisch war»

«Literaturclub»-Gastkritikerin Daniela Strigl spricht über lustige und böse Bücher und Bücher, die sie niemals beenden wird.

Daniela Strigl

Literaturkritikerin

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Daniela Strigl ist Literaturkritikerin und lebt in Wien. Sie ist vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Merck-Preis für literarische Kritik und Essay. In der Literaturshow «Roboter mit Senf» vermittelt sie Literatur auf sehr unterhaltsame Weise.

Ihr liebstes Buch?

Das ist wirklich eine schwere Frage! Die habe ich mir noch nie gestellt. (überlegt) Ein Buch, das mir einfällt und zu meinen liebsten Büchern gehört, ist «Alexis Sorbas» von Nikos Kazantzakis.

Ihre literarischen Hausheiligen?

Von der österreichischen Literatur? Marlen Haushofer und Marie von Ebner-Eschenbach. Zu den Lyrikern gehören Theodor Kramer und Christian Morgenstern. Sonst: Turgenjew wahrscheinlich. Der würde mir zuerst einfallen.

Was ist Ihr bevorzugter Ort zum Lesen?

Das Sofa, zuhause. Da, wo man Ruhe hat.

Mehrere Bücher gleichzeitig? Oder immer eins nach dem anderen?

Eins nach dem anderen! Ich steige ungern um. Manchmal lässt es sich nicht vermeiden, beispielsweise wenn ich für Jurys lese. Aber es ist mir viel lieber, mich konzentriert auf ein Buch einzulassen.

Welches Buch hat Ihnen die Liebe zum Lesen eröffnet?

Karl May! Nicht nur die «Winnetou»-Bände – die habe ich mehrfach gelesen – sondern auch die Wüsten-Bände. Und natürlich Astrid Lindgren, noch vor Karl May. «Pippi Langstrumpf», ganz klassisch.

Welches Buch nehmen Sie immer wieder zur Hand?

Lyrik von Paul Celan oder Ingeborg Bachmann. Und sonst: «Krieg und Frieden» oder auch «Anna Karenina» von Lew Tolstoi. Ich wundere mich immer, was man alles innerhalb von wenigen Jahren vergisst.

Ein gutes Buch über Österreich?

Karl Kraus: «Die letzten Tage der Menschheit» – obwohl es sehr böse ist. Aber man kann schon einiges über die österreichische Mentalität daraus lernen. Und: die Brenner-Krimis von Wolf Haas.

Bei welchem Buch haben Sie zuletzt laut gelacht?

Ein Buch, das wir im «Literaturclub» besprechen: «Nicht wie ihr» von Tonio Schachinger.

Ein Buch, das Sie niemals beenden?

Die Bibel. Da kommt man nicht zu einem Ende. Prousts «Die Suche nach der verlorenen Zeit» kann ich hier nicht nennen, das habe ich noch gar nicht angefangen. Den «Ulysses» hab ich unterbrochen, weil mir das unsympathisch war, und erst nach 20 Jahren weitergelesen. Aber mittlerweile bin ich doch fertig geworden.

Ein Buch, das Sie gerne verschenken?

Die von meinen Hausheiligen. Und für Männer ein Buch des österreichischen Architekten Adolf Loos: «Warum ein Mann gut angezogen sein soll».

Ein Buch, das Sie gerne Kindern vorlesen?

Grimms Märchen sind der Hit bei Kindern. Und Klassiker der österreichischen Kinderbuchliteratur, wie die zwei Bände von Marlen Haushofer: «Brav sein ist schwer» und «Schlimm sein ist auch kein Vergnügen». Dann Mira Loba: «Die Omama im Apfelbaum» und «Heidi» von Johanna Spyri.

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