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Musik Belgien trauert um Toots Thielemans, den Baron der Mundharmonika

Gitarre und Klavier, Bass und Schlagzeug: Das sind die Klassiker im Jazz. Toots Thielemans schaffte den Durchbruch mit einem exotischen Instrument: der Mundharmonika. Nun ist der belgische Musiker gestorben.

Eine sehr dicke Hornbrille und ein Schnauzer, die Hände fest geschlossen um die Mundharmonika – eine wehmütige Melodie zu leisem Blues erklingt: so machte der Belgier Toots Thielemans fast 70 Jahre in der Welt des Jazz Furore.

Der «Manneken Pis» in Brüssel wurde mit Bart und Mundharmonika bekelbt.
Legende: Zu Ehren Thielemans trug der «Manneken Pis» in Brüssel heute Bart und Mundharmonika. Imago/ Belga

Mit der Legende Benny Goodman startete er seine Karriere, auf der Bühne stand er mit Grössen wie Charlie Parker, Dizzy Gillespie, Ella Fitzgerald und Pat Metheny. Nun ist Thielemans im Alter von 94 Jahren gestorben.

Das Königshaus trauert

Belgien verliert damit einen seiner grössten und bekanntesten Musiker. Ministerpräsident Charles Michel schrieb auf Twitter, man habe einen grossen Musiker und eine warmherzige Persönlichkeit verloren. Das belgische Königshaus twitterte, es sei «sehr bewegt vom Tod von Toots Thielemans, einem der grössten Jazzer».

Die Mundharmonika als Markenzeichen

Den Grundstein zu seiner einzigartigen Karriere legte Thielemans mit drei Jahren, als er begann, Akkordeon zu lernen. Später spielte er auch Gitarre – und wurde bekannt für sein konzertwürdiges Pfeifen.

Thielemans hören

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Die «Jazzcollection» auf Radio SRF 2 Kultur widmete Toots Thielemans, dem Baron der Mundharmonika, 2012 eine Sendung. Zu Gast war der Mundharmonikaspieler Jens Bunge.

Sein Markenzeichen aber fand der Belgier in dem Instrument, das im Jazz bis dahin fast keine Rolle spielte: der säuselnden, leicht zittrigen Mundharmonika. Er machte sie in den grossen Jazz-Combos der Welt hoffähig. «Die Mundharmonika hat mich ausgesucht und nicht umgekehrt», sagte der Belgier einmal.

Mit dem Jazz-Virus angesteckt

Geboren wurde der Musiker am 29. April 1922 in Brüssel als Jean-Baptiste Thielemans. Während der deutschen Besatzung des Landes im Zweiten Weltkrieg «infizierte er sich mit dem Jazz-Virus», wie er später einmal sagte.

Seine Idole waren Django Reinhardt und Charlie Parker. Seine erste Chance auf ein Platz im Rampenlicht gab ihm Benny Goodman bei seiner Europatour 1950. Seinen Spitznamen entlehnte Thielemans von seinen Vorbildern, den Musikern Toots Mondello und Toots Camerata.

Toots Thielemans 1980 am Jazzfestival Montreux mit Gitarre.
Legende: Auch Gitarre ging: Toots Thielemans 1980 am Jazzfestival Montreux. Keystone

Baron Thieleman

1952 siedelte er in die USA über und spielte mit den Charlie Parker All Stars und dem George Shearing Quintett. 1962 gelang ihm die Komposition «Bluesette», die zum Klassiker avancierte. Die Soundtracks zu Filmen wie «Midnight Cowboy« oder «The Getaway» machten ihn berühmt, ebenso wie sein Solo im Abspann der amerikanischen Serie «Sesame Street». 2001 ernannte ihn der damalige König Albert II. zum Baron.

Vor zwei Jahren verabschiedete sich der damals 91-Jährige wegen seiner schwächelnden Gesundheit von der Bühne.

Sendung: Kultur Kompakt, Radio SRF 2 Kultur, 17:35 Uhr

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