Heute wird Schweizer Musikpreis verliehen – an ausgezeichnete Musiker. Doch wer ausgezeichnete Musik macht, ist nicht automatisch erfolgreich.
Wie erzielt man als Musiker und Musikerin Erfolg – auch international? Wenn man mit dem Strom schwimmt oder dagegen? Ein Gespräch mit dem Berner Labelbesitzer und Chef des Labelverbandes IndieSuisse Andreas Ryser.
SRF: Die Schweiz ist ein kleines Land. Muss man eine Art musikalischen Mainstream anstreben, um hier Erfolg zu haben?
Andreas Ryser: Das glaube ich nicht. Die Szene ist äusserst vielfältig, das verstärkt sich noch durch die Digitalisierung. Diese hat zu einer grossen Globalisierung beigetragen. Das führt dazu, dass man ganz gut die eigene Nische bespielen kann. Man muss aber über das eigene Land hinaus denken.
Was hat sich mit der Digitalisierung verändert?
Der Absatzmarkt ist grösser geworden. Aber man muss sich immer bewusst sein, dass es dabei um speziellere Musik geht, auch um experimentelle Musik. Wenn man Mundartrock macht, vergrössert sich durch die Digitalisierung der Absatzmarkt höchstwahrscheinlich nicht.
Künstler, die es schaffen, sich auch im Ausland festzusetzen, haben Eigenheiten.
Das hat aber auch zur Folge, dass man musikalisch etwas Besonderes anbieten muss, wenn man Erfolg im Ausland haben will.
Wenn man den musikalischen Export aus der Schweiz anschaut, dann sieht man das: Künstler, die es schaffen, sich auch im Ausland festzusetzen, haben Eigenheiten. Wenn man Popmusik macht wie 1000 andere auch, dann hat man als Schweizer Band wenig Chancen beachtet zu werden.
Das hat auch damit zu tun, dass der Heimmarkt zu klein ist – die Schweiz findet international kaum Beachtung. Wenn man aus New York oder London kommt und Erfolg hat, hat man eine ganz andere Reichweite und eine andere Ausstrahlung.
Man muss grossartige Musik produzieren, die die Menschen ein Leben lang begleitet, damit sich die Produktion in der digitalen Welt rechnet.
Nehmen wir ein Beispiel aus der kommerzielleren Musik: Es gibt keinen Grund, eine Hardrock-Band aus Zürich, die wie 100 andere klingt, international zu pushen. Da macht die Industrie nicht mit und das Publikum letztendlich auch nicht.
Spielt da die Digitalisierung auch eine Rolle?
Sicher, denn das Angebot ist noch viel grösser als früher. Man muss viel mehr leisten, um auf sich aufmerksam zu machen.
Das heisst, die Digitalisierung hat auch zu einem Umdenken geführt?
Auf jeden Fall. Es gibt einen springenden Punkt in diesem Zusammenhang. Früher hat man Vinyl, Kassetten oder CDs verkauft – die Musikindustrie und die Musikerinnen und Musiker erhielten ihr Geld. Dann war es egal, was die Konsumenten mit dem Tonträger machten, ob sie die Musik immer wieder hörten oder nur einmal.
Für den digitalen Anbieter ist das kein lohnendes Business-Modell. Interessant wird es für ihn erst, wenn die Kunden das Stück 100 Mal hören. Das heisst, dass man grossartige Musik produzieren muss, die die Menschen ein Leben lang begleitet, damit sich die Produktion in der digitalen Welt rechnet.
Das Gespräch führte Eric Facon.