Zehn Jahre: So lange dauerte es von der ersten Idee bis zur fertigen Oper. 1925 trifft sich George Gershwin zum ersten Mal mit dem Autor des Romans «Porgy», DuBose Heyward.
Die beiden trennen sich mit dem Entschluss, Porgy, den gehbehinderten Schwarzen, und seine windige Liebste Bess eines Tages auf die Opernbühne zu bringen.
Gershwin sprengte die Grenzen
Eine unerhörte Idee in den 1920er-Jahren: Es gibt damals keine klassischen schwarzen Sängerinnen oder Sänger, das ernste Fach ist den Weissen vorbehalten.
Und doch: Wenn einer es schafft, auch dieses Gesetz zu hinterfragen, dann ist es George Gershwin. Kein anderer weisser Komponist ist so begeistert von der Musik der Schwarzen – und so geschickt darin, die Grenzen zwischen den Genres zu verwischen.
Spätestens mit seinem jazzigen Klavierkonzert von 1924, der «Rhapsody in Blue», ist das auch in einer breiteren Öffentlichkeit angekommen.
Der glücklichste Sommer
Anfangs 1934 also setzt sich George Gershwin hin und schreibt und komponiert zusammen mit seinem Bruder Ira Gershwin die ersten Stücke. Darunter schon früh den ganz grossen Hit: «Summertime».
Ein Stücktitel, der sich ein paar Monate später als self-fulfilling prophecy erweist. «Der Sommer 1934 war einer der glücklichsten und aufregendsten für George Gershwin!», schreibt DuBose Heyward.
Ab in den Süden!
Heyward muss es wissen: Zusammen mit den Brüdern George und Ira Gershwin ist er mit dabei, als sie in diesem Sommer zu dritt an der Jazz-Oper «Porgy and Bess» arbeiten.
Die Arbeit auf Folly Island im amerikanischen Süden, die sei für George Gershwin mehr gewesen als einfach ein Kompositionsaufenthalt oder eine Erkundungsreise im Land der Spirituals. Für George Gershwin, den lebenslangen Advokaten der schwarzen Musik, war das eine Heimkehr.
Die 5 besten «Summertime»-Versionen
Hierzulande ist sie vorbei für dieses Jahr, die Summertime. Zeit, in den fünf besten Versionen des Gershwin-Klassikers zu schwelgen:
Ella Fitzgerald mit ihrer stets makellosen Darbietung, Louis Armstrong mit seiner Stimme wie ein Schmirgelpapier: Die beiden sind die Idealbesetzung für jede Musik von George Gershwin. Ein Klassiker.
Keiner ist cooler als Miles Davis in den 1950er-Jahren. Sein Sound hat den Cool-Jazz mitdefiniert, seine Zusammenarbeit mit Gil Evans ist unübertroffen.
Im Summer of Love singt die Blumenfrau Janis Joplin eine Version von Summertime, wie sie zerrissener nicht klingen könnte. Küsse, Bisse, das reimt sich – keine weiss das besser als sie.
Dass der schräge Vogel Schneider ein hervorragender Musiker ist, wissen immer noch nicht alle. Dass er den Text verdreht (die Frau ist reich, der Mann schön) passt perfekt zu ihm, auch wenn er das wahrscheinlich nicht als Erster gemacht hat.
Diese Version gilt es zu entdecken: 80 Jahre nach der Entstehung von «Porgy and Bess» mag sich der über 70-jährige deutsche Klavier-König noch immer auf «Summertime» einlassen. Was für ihn ebenso spricht wie für das Stück.