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Musik Ihre Musik, aber auch ihre Beziehungen schrieben Jazzgeschichte

Jazz hat eine mündliche Tradition, bis heute. Deshalb gibt es besonders viele berühmte Mentoren im Jazz, und viele berühmte Schüler. Ihr gemeinsames Schaffen und ihre Anekdoten sind legendär. Das hier sind nur sechs der schönsten Geschichten über Schüler und Meister.

  • 1. Lil Hardin und Louis Armstrong: Eine Frau am Anfang des Jazz

    Ein Porträt von Louis Armstrong.
    Legende: Armstrong heiratete Lilian «Lil» Hardin, die aus Memphis stammende Pianistin der King Oliver’s Creole Jazz Band. Getty Images

    Wenn Louis Armstrong der erste Jazzmusiker war, dann steht am Anfang des Jazz eine Frau: Lil Hardin, zwei Jahre älter als Louis Armstrong. Sie war noch nicht 20 Jahre alt und schon musikalische Direktorin bei Trompeter King Oliver, als sich die beiden kennenlernten. Lil Hardin war eine treibende Kraft hinter Louis Armstrong. 1924 haben sie geheiratet, allerdings zerbrach die Ehe bald. «Ich stand am Fuss der Leiter, hielt sie fest – und sah ihn nach oben klettern», meinte Lil Hardin später.

  • 2. Gil Evans und Miles Davis: Ganz grosse Jazz-Geschichte

    Ein Porträt von Miles Davis.
    Legende: Miles Davis gelang es, seine künstlerischen Ideen zu verwirklichen und gleichzeitig kommerziell erfolgreich zu sein. Getty Images

    Miles Davis ist nicht der Einzige, der zu ihm pilgert im Frühling 1948: zu Gil Evans. In seiner Einzimmerwohnung geht die Post ab. Dort werden neue Klänge ausprobiert, wird diskutiert und geprobt. Miles Davis, 22, und 14 Jahre jünger als sein Mentor, gibt Vollgas und organisiert auch Auftritte für ein Nonett, damit die neuen Ideen ausprobiert werden können. Es entsteht «The Birth of the Cool». Später folgen Big Band Aufnahmen mit Miles im Zentrum, wie «Miles Ahead» – ganz grosse Jazz-Geschichte.

  • 3. Miles Davis und Marcus Miller: Lektion in drei Anläufen

    Ein Porträt von Marcus Miller.
    Legende: Seinen Durchbruch erzielte Marcus Miller mit Miles Davis, in dessen Band er ab Anfang der 1980er-Jahre spielte. Getty Images

    Der junge Bassist Marcus Miller bekommt klare Instruktionen, als er zum ersten Mal mit Miles Davis aufnimmt: Immer dieselben zwei Töne soll er spielen. Es geht los, Miller spielt die beiden Töne. Miles bricht ab und reklamiert: «Zwei Töne, ist das alles?» Beim nächsten Take spielt Miller alles, was er kann, das Griffbrett rauf und runter. Miles bricht ab: «Zwei Töne habe ich gesagt!» Marcus Miller begreift und spielt beim dritten Mal nur genau das, was er selber hört. Miles lässt die Aufnahme laufen.

  • 4. Wayne Shorter und Danilo Pérez: Sprung ins Ungewisse

    Danilo Perez am Piano
    Legende: Auf die Frage «Was soll ich üben?» erhielt er die denkbar beste Antwort. Imago/Chromorange

    In die Szene gekommen ist Danilo Pérez dank dem grossen Bebop-Trompeter Dizzy Gillespie. Das heisst: Er ist es sich eigentlich gewohnt, in der Chef-Etage zu spielen. Die Begegnung mit dem Saxophonisten und Jazz-Guru Wayne Shorter ist dann aber trotzdem eine neue Stufe für Pérez. Vor dem ersten Konzert fragt er seinen neuen Chef: «Was soll ich üben?» Und Wayne Shorter meint: «Danilo, you cannot rehearse the unknown!» – Das Ungewisse kann man nicht proben!

  • 5. Tomasz Stanko und Marcin Wasilewski: Wein gegen Blut

    Marcin Wasilewski haut in die Tasten.
    Legende: Auch die Beziehung zwischen Lehrer und Schüler ist ein Geben und Nehmen. Getty Images

    Die Wende 1989 ist der erste Glücksfall für den polnischen Pianisten Marcin Wasilewski. Er ist 15 damals, hört an einem Festival Jazz-Grössen wie Herbie Hancock und gründet prompt sein erstes eigenes Trio. Drei Jahre später dann der zweite Glücksfall: Der Trompeten-Star Tomasz Stanko, gut 30 Jahre älter als Wasilewski, engagiert das junge Trio vom Fleck weg. Oder wie Marcin Wasilewski die Beziehung auf den Punkt bringt: Wir haben seinen alten Wein getrunken – und er als Vampir unser junges Blut.

  • 6. Julian Lage und Jim Hall: Weiter in der Zukunft

    Julian Lage spielt Gitarre.
    Legende: Julian Lage trägt Jim Halls Fackel weiter. Getty Images

    Als 11-jähriges Gitarrenwunderkind trifft Julian Lage den fast 60 Jahre älteren Gitarren-Grand-Seigneur Jim Hall. Er wird zuerst einer seiner allerbesten Schüler, später ein guter Freund und Mitmusiker in seinen Projekten. Und wenn sich Julian Lage heute die ganze Zeit musikalisch weiterentwickelt, trägt er auch die Fackel von Jim Hall weiter. Denn der meinte einmal: «Die Vergangenheit ist ein schöner Ort für einen Besuch. Ich würde dort aber nicht leben wollen. Ich gehe lieber nach vorne.»

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