Neuer alter Glanz in Genf: Nach den Umbauarbeiten kann man wieder das schönste Opernhaus-Foyer der Schweiz besuchen.
Vieles der verspielten Architektur war im vergangenen Jahrhundert versteckt, verschalt oder übermalt worden. Das ist jetzt wieder freigelegt. In Teilweise detektivischer Manier hat man etwa kleinste Stückchen Parkett gefunden und das als Grundlage genommen für das Ganze.
An der Decke tummeln sich allerlei allegorische Musikfiguren, an den Wänden der Seitenfoyers hängen rote Tapisserien. Den Boden ziert ein mehrfarbiges Parkett, grosse Kristalllüster geben ein sanftes Licht.
Wer schon einmal die Pariser Opéra Garnier besucht hatte, wird in Genf ein Aha-Erlebnis haben. Ausserdem hat man die Fassade renoviert und über 800 Quadratmeter neue Proberäume sowie eine moderne Bar eingebaut.
Am eigentlichen Konzertsaal wurde allerdings fast nichts geändert. Dieser war in den 1960er-Jahren nach einem Brand renoviert worden. Beim Umbau wurde dieses Mal nur die Beleuchtung gewechselt.
Und doch spitzte das Publikum gestern Abend bei der Wiedereröffnung die Ohren besonders gut. Zur Wiedereröffnung hat sich Direktor Tobias Richter den Ring des Nibelungen von Richard Wagner gewünscht.
Man hörte: Genf kann Wagner. Die heimliche Hauptrolle dieser Rheingold-Produktion hatte Stefan Rügamer als Feuergott Loge. Der Sänger ist mit seiner durchdringenden Leichtigkeit und perfekten Diktion eine Genf-Reise wert.
Das Orchester hat sich noch nicht ganz in seinem neuen alten Haus wiedergefunden. Aber es spielte diskret und hat die Sänger niemals übertönt.
Optimal ist die Akustik im Konzertsaal nicht. Wurde vorne an der Rampe gesungen, hat man die Sänger gut verstanden. Sobald sie aber hinter das Bühnenportal gingen, wurde es einem etwas mulmig beim Zuhören.
Das grosse Eröffnungsfest blieb gestern aus – der Abend wurde eher puritanisch angegangen. Aber das wird es vielleicht dann geben, wenn in der kommenden Saison mit Aviel Cahn der neue Operndirektor in Genf antritt.