Am 1. September ist der US-amerikanische Jazzpianist im Alter von 92 Jahren in New York gestorben. Das berichtet die New York Times .
Der «Gentle Giant», wie er oft genannt wurde, war eine imposante Erscheinung von zwei Metern Grösse und einer Vorliebe für bunt bedruckte afrikanische Kleider. Randy Weston war nicht zu übersehen und schon gar nicht zu überhören.
Er wollte sich stets mit verwandten Geistern verbinden
Westons Klavierstil war geprägt von seiner langen Auseinandersetzung mit afrikanischen Musikkulturen und dem Jazz von Pianistenkollegen wie Duke Ellington und vor allem Thelonious Monk. Mit Letzterem pflegte er eine tiefe Freundschaft. Dessen Musik spielte er immer wieder, immer auch auf seine ganz eigene Art und Weise.
Randy Weston war ein sanfter Mensch, der sich stets mit verwandten Geistern verbinden wollte. Das brachte ihn weiter und liess seit den 1950er-Jahren eine Musik entstehen, wie man sie in dieser Intensität nicht oft hört.
«Pianist/Composer/Lecturer»
Von den «Spirits of our ancestors», den Geistern unserer Vorfahren handeln immer wieder Stück- und Plattentitel von Randy Weston. Die Idee, dort zu forschen, wurde bereits dem jungen Pianisten von seinem Vater eingeimpft, einem Einwanderer mit Vorfahren aus Jamaika. Dieser war ein glühender Verehrer des Pan-Afrikanismus von Marcus Garvey.
Randy Weston beliess es nicht bei feurigen Reden, sondern bereiste bereits in den frühen 1960er-ahren Afrika und lebte immer wieder für längere Zeit in Nigeria und Marokko. Dort fand er in den Gnawa-Musikern verwandete Seelen, mit denen er bis zum Schluss zusammenspielte und Plattenaufnahmen machte.
Sie und ihre Musik brachte Randy Weston an die grossen Festivals in Amerika und Europa. In der Schweiz konzertierte er viele Male in Montreux und Willisau. Er begeisterte ein grosses Publikum mit Klängen und Ritualen, die nicht einfach nur exotisch wirkten, sondern immer auch historischen und gesellschaftlichen Kontext vermittelten. Der Spiritus Rector am Klavier referierte sehr gerne dazu und liess sich nicht lange bitten. «Pianist/Composer/Lecturer» steht zuoberst auf seiner Homepage unter seinem Namen.
Die Verwurzelung im Jazz
Nur als Verehrer afrikanischer Musik hätte Randy Weston bei seinen Jazzmusikerkollegen in New York kein dauerhaftes Standing gehabt. Er zeigte auch gerne wie genau er die Jazzpianotradition von Duke Ellington und Thelonious Monk absorbiert hatte. Von ihren Kompositionen liess er sich bis zum Schluss immer wieder aufs Neue inspirieren.
Ellington und Monk widmete er 1989 zwei herausragende Portrait-CDs, die zu seinen eindrücklichsten Einspielungen zählen. Die beiden Produktionen waren als Teil einer Trilogie angelegt, deren dritten Teil Weston sich selbst widmete.
Gute Gesundheit bis ins hohe Alter
Das ist nicht im Geringsten anmassend, denn mit Kompositionen wie «Hi-Fly» oder «Little Niles» hatte sich der Pianist als Lieferant von klassischen Jazzstücken ins Real Book eingetragen – Stücke, die bis heute von Generationen von jüngeren Kolleginnen und Kollegen gespielt werden. Stücke auch, die Weston erstmals mit Jazzlegenden wie dem Saxophonisten Coleman Hawkins oder dem Trompeter Kenny Dorham einspielte.
Die längste Zusammenarbeit pflegte Randy Weston mit der Posaunistin und Arrangeurin Melba Liston, die mit ihren Arrangements eine Fülle an Klangfarben aus seinen Stücken herausholte.
Randy Weston hatte das Glück, bis ins hohe Alter von einer guten Gesundheit zu profitieren. Diesen Sommer spielte er noch am Jazz Festival von Nizza und bis im Oktober hätte er noch so einige Konzertverpflichtungen gehabt.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Nachrichten, 3.9.2018, 6.01 Uhr