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«Rosmarie» von Rumpelstilz Eine zeitlose Ballade im Zeitgeist der Hippies

«Kiosk» war der grosse Hit von Polo Hofers Band Rumpelstilz. Unscheinbarer, aber unvergleichlich: «D’Rosmarie und i».

1976 lebte der Traum der Hippies weiter: Junge Leute sehnten sich nach Weite, probierten den Ausbruch, wollten weit weg von der engen, braven Schweiz. Davon handelt der Song «D’Rosmarie und i» von Rumpelstilz .

Ein Liebespaar fährt per Anhalter nach Paris, von dort nach Spanien und Südfrankreich, um sich nach der Rückkehr in die Schweiz zu trennen.

Rumpelstilz auf Erfolgskurs

Paris und die Côte d’Azur, das waren Sehnsuchtsorte für viele Junge aus der engen, braven Schweiz. Spanien war ein anderer Planet. All diese Ort waren Teil eines Songs, der die Menschen bis heute anspricht.

Zwei nackte Frauen rennen durch eine Strasse, Passanten lachen ihnen zu.
Legende: Friede, Freiheit, Flitzer (1974 in Zürich): Die Schweizer Jugend der 70er war in Aufbruchstimmung. Keystone / str

1976 waren Rumpelstilz aus Interlaken die Schweizer Band des Momentes. Zwei ausgewachsene Radiohits, zuerst der «Teddybär», dann der «Kiosk» hatten das Terrain vorbereitet für die zweite Langspielplatte des Quintetts.

«Füüf Narre im Charre» war von Anfang an ein riesiger Erfolg. Christian Brantschen, der Keyboarder von Patent Ochsner, erinnert sich: «Man hörte überall dieses Album, an jedem Fest, in jeder WG, ständig lief ‹Füüf Narre›.»

Und das beileibe nicht nur wegen der Hits.

Der heimliche Hit

Insbesondere ein Stück wurde zum heimlichen Favoriten der Fans, darunter auch solche, die später die Geschichte des Mundartrocks weiterschreiben sollten: «D’Rosmarie und i».

Stefan Eicher spielt den Song seit Jahren, und als er und Patent Ochsner neulich gemeinsam auftraten, gehörte der Song mit zum Repertoire.

Kuno Lauener von Züri West bezeichnet das Stück gar als Initialzündung für die eigene Karriere: «Nachdem ich dieses Stück im Radio gehört hatte, habe ich sofort meinen ersten eigenen Songtext geschrieben. Es hat mich dermassen inspiriert! Zuvor gab’s einfach keine Rockmusik mit Texten in unserer Sprache, die man ernst nehmen musste.»

Kein eingängiges Stück

Dabei hat dieser Song so gar nichts von einem Hit. Eine Ballade von sechseinhalb Minuten, mit einem 50 Sekunden langen Intro, mehreren solistischen Ausflügen und kaum einem nennenswerten Refrain – eine unübliche Struktur.

«So hat man damals musiziert, frisch und frei», sagt der Musiker Christian Brantschen: «Ohne grosse Rücksicht auf Formate.»

Schnappschuss von zwei Männern, einer mit langen Locken, in einer Küche.
Legende: Mit «Rosmarie» trafen Rumpelstilz den Nerv der Zeit: Sänger Polo Hofer und Gitarrist Schifer Schafer. Christian Helmle

Doch das Stück kam auch beim grossen Publikum an. Es hatte eine ganz andere Wirkung als die humorigen Pophits der Band. Die Ballade hatte eine Stimmung und eine Story, die Leute ansprach.

Helvetisches Road Movie

Eine Liebesgeschichte mit melancholischem Ausgang, ein Road Movie mit zeitgeschichtlichem Hintergrund, eine Ballade, die einige Gefühle und Wünsche transportiert.

«Die ‹Rosmarie› enthält den jugendlichen Traum der Freiheit, die Sehnsucht des Reisens», sagt die Basler Journalistin Martina Rutschmann, die das Lied erst viel später kennengelernt hat. «Es drückt Gefühle aus, von denen ich sicher bin, dass wir sie alle haben.»

«Keiner dachte, es würde überdauern»

Die halbe Deutschschweiz kann den Refrain des «Kiosk» mitsingen, die Herzen eroberte aber die Geschichte der «Rosmarie». Das bis heute anhaltende Interesse an seinem Song kam auch für Hanery Amman, der die Melodie zu Polo Hofers Text schrieb, überraschend.

«Polo und ich haben das Stück in einer Hütte bei Interlaken geschrieben, mit einem Klavier und einem Stapel Papier. Keiner von uns dachte damals, dass dieses Stück die Zeit überdauern würde. Wir wollten einfach eine Geschichte erzählen und die dazu passende Stimmung möglichst gut einfangen.»

Schnappschuss: Ein Mann mit langen blonden Haaren in einer Küche.
Legende: Rechnete mit keinem Hit: Hanery Amman, der in den 70ern die Musik zur «Rosmarie» komponierte. Christian Helmle

Das ist den beiden Musikern, die 2017 innerhalb von wenigen Monaten verstarben, ausserordentlich gut gelungen.

«D’Rosmarie und i» ist gleichzeitig zeitlos und ein Stück Zeitgeschichte – und damit einer der grundlegendsten Songs der hiesigen Rockgeschichte.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Vorabend, 1.8.2019, 16 Uhr

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