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Taj Mahal und Keb‘ Mo‘ mit Gitarren
Legende: Taj Mahal und Keb‘ Mo‘ (rechts): Auf ihrem Album unterlaufen die listigen Veteranen die Erwartungen. TajMo / Jay Blakesberg
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Gemeinsames Album TajMo: Ein Gipfeltreffen des Blues

Zwei Veteranen des Blues haben gemeinsam eine Platte eingespielt: Taj Mahal und Keb‘ Mo‘. Das kann auch mal schlüpfrig werden – aber mit einem Augenzwinkern.

Vater und Sohn? Oder Lehrmeister und Schüler? Keb‘ Mo‘, der um neun Jahre Jüngere, antwortet im Gespräch sehr bestimmt: «Beides trifft zu! Ganz einfach: Taj Mahal war mein Mentor, mein Vorbild.»

Taj Mahal und Keb‘ Mo‘

Henry St. Clair Fredericks, genannt Taj Mahal, tauchte mitten in der
Hippie-Blütezeit in den Sixties als Neo-Blueser auf, widmete sich in der
Folge vermehrt Weltmusik-Klängen. Kevin Moore alias Keb‘ Mo‘ gab 1994
sein erstes Album bei der Grossindustrie ab, mit Stücken zwischen Pop
und Blues, wobei er seinem Vorbild Robert Johnson stets treu blieb.

Der ältere Musiker habe den jüngeren an einem schulischen Musikwettbewerb kennengelernt und dann auch protegiert.Dennoch hat es Jahrzehnte gedauert, bis Taj Mahal und Keb‘ Mo‘ zu einem gemeinsamen Album zusammengefunden haben.

Keine Frage des Willens, meint Keb‘ Mo‘ heute. Sondern ein Anzeichen für übervolle Terminkalender: «Wir haben häufig davon gesprochen, aber es wurde nie konkret. Dann haben wir uns einfach ein Datum gesetzt – ohne Wenn und Aber. Und jetzt hat's geklappt.»

Locker und abgeklärt

Wenn zwei Veteranen des Blues zusammenspannen, so scheint die Set-Liste absehbar: Bei TajMo, wie sich die beiden im Zusammenspiel ihrer Künstlernamen nennen, hätte man einen Fischzug durch die Klassiker des akustischen Country-Blues erwarten dürfen.

Der «Diving Duck Blues» von Sleepy John Estes gehört in diese Kategorie, ein Stück, das Taj Mahal in seiner 50-jährigen Karriere öfters mal neu aufgenommen hat – so auch hier in einer kompetenten und relaxten Version.

Anleihen bei «The Who»

Glücklicherweise unterlaufen die beiden listigen Veteranen auf dem Album allzu offensichtliche Erwartungen mehrfach. So findet sich unter anderem «Squeeze Box», ein Hit der knallharten britischen Rockband «The Who».

«Wir brauchten eine Überraschung, etwas, was man von uns nicht erwartet. Und wir wollten einen schlüpfrigen Song, mit einem gewissen Augenzwinkern. Das ist ‹Squeezebox›. Aber beim Original hört man nichts vom Sex. Also haben wir uns das Stück angeeignet.»

Anstelle der Who’schen Power-Gitarre tritt ein Akkordeon, der Rhythmus wurde verlangsamt, die «Squeeze Box» hat tatsächlich eine neue passende Form gefunden.

Abgeklärt und entspannt

Eine weitere Überraschung ist «Waiting On the World to Change»: eine politische Hymne des Gitarrenwunders John Mayer, den die beiden Blueser in einer kleinen, reduzierten Version verstärkt durch Bonnie Raitt bringen.

Revolutionär oder spektakulär ist daran nichts. Dennoch besticht diese Zusammenarbeit durch handwerklich äusserst solide, sehr abgeklärt und entspannte Arbeit, eine tolle Songauswahl, gesungen von den beiden Männern, von denen der eine auch stimmlich die jüngere Version des älteren sein könnte.

Der Vorteil ist ein Nachteil – und umgekehrt

Nun wird das Duo mit Band auf ausgedehnte Tournee gehen – was TajMo auch in die Schweiz führen wird. Das Unterfangen birgt gewisse Probleme, wie Keb‘ Mo‘ mit einem Augenzwinkern erzählt:

«Unsere neuen Songs will doch niemand hören. Das ist wie bei den Rolling Stones: Alle warten auf die Hits! Nun stellt sich die Frage: Welche unserer riesigen Hits sollen wir spielen? Jedenfalls haben wir einen Vorteil: Wir haben zusammen ein riesiges Repertoire! Und wir haben einen Nachteil: Wir haben zusammen ein riesiges Repertoire!»

Das Lachen, das via Telefon aus Los Angeles kommt, ist laut. Bis TajMo in der Schweiz landen, werden sie ihr Problem sicher gelöst haben.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, 02.05.2017, 16:05 Uhr

Album-Hinweis

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Taj Mahal & Keb' Mo', TajMo, 2017, Concord Records.

Mehr zu TajMo

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Konzerthinweis

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TajMo spielen in der Schweiz: Am 11. Juli 2017 am Montreux Jazz Festival und am 23. Juli am Blue Balls Festival in Luzern.

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