Vier US-amerikanische Sängerinnen und Banjo-Spielerinnen tun sich für ein gemeinsames Projekt zusammen. Die Band «Our Native Daughters» erkundet die Vergangenheit afroamerikanischer Frauen in den USA, aber auch die Gegenwart.
Die schweizerisch-amerikanische Musikerin Brandy Butler hat sich das Album angehört. Wir haben mit ihr über die Musik und über die gesellschaftspolitische Bedeutung der «Daughters» gesprochen.
SRF: Brandy Butler, diese Ad Hoc-Formation mit vier Frauen nennt sich «Our Native Daughters». Woher kommt der Name?
Brandy Butler: Der bezieht sich auf einen Roman von Richard Wright namens «Native Son». Darin geht es um einen Afro-Amerikaner, der versucht, mit dem Rassismus zurechtzukommen.
Es kommt im Moment sehr viel Bewegung in die US-amerikanische Gesellschaft. Die Afroamerikaner beginnen wieder, für ihre Rechte einzustehen.
Der Name der Band zeigt an, dass es hier um dasselbe geht, aber aus Sicht der Frauen. Die vier sind in den USA geborene «Daughters» und auch Teil dieser Gesellschaft, aber immer auch mit dem anderen Background der Sklaverei.
Ein Album, das auf alten Traditionen fusst, das aber trotzdem eine Relevanz hat für heute?
Ja natürlich. Es kommt im Moment sehr viel Bewegung in die US-amerikanische Gesellschaft. Die Afroamerikaner beginnen wieder, für ihre Rechte einzustehen. Man muss sehen: Unsere Geschichte wurde schon vielfach erzählt, aber eben aus der Sicht von Weissen.
Es ist an der Zeit, dass wir sie selbst erzählen. Nun kommen also diese vier schwarzen Frauen und nehmen alte Geschichten, verarbeiten sie oder entwickeln neue Geschichten. Das ist schön und hat einen recht folkloristischen Touch, ist aber auch sehr modern.
Ist das ein Zufall, dass dieses Album gerade jetzt kommt?
Nein, das ist kaum ein Zufall. Es ist einfach so, dass das Interesse an afro-amerikanischer Kultur stark zugenommen hat. Natürlich hatten wir früher auch den «Black History Month», in dem es um die Geschichte der Afro-Amerikaner ging.
... ein sehr starkes Album, das für mich zur rechten Zeit kam.
Aber die Eröffnung des «Smithsonian National Museum of African American History & Culture», eines Museums, in dem es nur um unsere Geschichte geht, hat frische Luft gebracht und auch Stolz ausgelöst. Jetzt verhandeln wir Fragen wie «Wer sind wir gewesen, wer sind wir jetzt, und wer wollen wir sein?»
Interessant ist, dass diese vier Frauen alle Banjo spielen, ein Instrument, das man aus der weissen Country Music kennt, das aber aus Afrika stammt.
Das ist ein grosses, schönes Zeichen für das Selbstbewusstsein. Dafür, wie man die Geschichte neu schreibt, aus unserer Sicht. Ja, man kennt das Instrument aus der Country Music, aber es gehört auch uns, zu unseren Traditionen.
Wie bewerten Sie das Album dieser vier Frauen?
Für mich ist das Album sehr speziell. Es verbindet mich mit einer Musik, die etwas weiter weg ist von mir. Aber ich finde das grossartig, wie diese vier Frauen Banjo spielen, ihre verschiedenen Persönlichkeiten und Stile, die hier ganz klar zum Vorschein kommen. Es sind ja nicht nur Geschichten aus der Vergangenheit, die da erzählt werden, sondern auch neue.
Es gibt zum Beispiel die berühmte Folkballade von Joe Henry, einem schwarzen Arbeiter, der so lange arbeitete, bis er tot umfiel. Hier geht es nun um seine Frau, um Polly Ann, die auch harte Arbeit leistet. Die Geschichte einer selbstbestimmten, schwarzen, starken Frau. «Songs of our Native Daughters» ist ein sehr starkes Album, das für mich zur rechten Zeit kam.
Das Interview führte Eric Facon.