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Wagner im Ring Wagner, der Luxus-Komponist und Verdi, die Krämerseele

Ein Leben in Pomp, aber auf Pump. Nach diesem Motto lebte Wagner von der Hand in den Mund, reichen Gönnern sei Dank aber doch pompös. Anders Verdi: Er lebte bescheiden, teures Essen und Trinken waren unwichtig. Sein Geld hatte er in seinem Grundbesitz angelegt, von dem er locker hätte leben können.

Der Schriftsteller Thomas Mann hat das Bonmot geprägt vom «Pump-Genie» Richard Wagner: Seit seiner ersten Kapellmeisterstelle in Riga war der Komponist immer wieder auf der Flucht vor Gläubigern. Wagner gab zeitlebens mehr aus, als er verdiente. Geld hatte für ihn seinen Wert nur in der Gegenwart. Er, der das Eigentum verteufelte und als «Sündenfall» bezeichnete, lebte tatsächlich von der Hand in den Mund. Das aber nicht schlecht – reichen Gönnern sei Dank. Der Industrielle Otto Wesendonck oder der Bayernkönig Ludwig II. unterstützten Wagner immer wieder grosszügig. Unterstützung, die Wagner aber auch ohne zu Zögern einforderte.

Wagner liebte Seide, Satin und Pelzbesatz

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Martin Geck: «Der Künstler in Wagner hat Luxus gebraucht.»
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«Der Künstler in Wagner hat solchen Luxus geradezu gebraucht», sagt der Wagner-Biograph Martin Geck, der sich seit geraumer Zeit mit dem Werk und Leben Richard Wagners auseinandersetzt. Wagners Garderobe war exklusiv, beste Seide, Satin, Pelzbesatz. Sein Haus in Bayreuth staffierte er mit allem Luxus aus: Perserteppiche, Kristalllüster. Ein Leben in Pomp, aber auf Pump. «Ich habe dafür viel Sympathie», sagt Wagner-Biograph Martin Geck. «Immerhin hat Ludwig II. für seine Schlösser das Zehnfache ausgegeben. Da ist das noch verhältnismässig wenig.»

Erst gegen Ende seines Lebens war Wagner schuldenfrei: Die Aufführung seines «Parsifal» 1882 brachte ihm einen Überschuss, ein Jahr später war er tot.

Schlecht bezahlte Musikdramen in Deutschland

Aber auch wenn Wagner weniger luxusverliebt gewesen wäre, hätte er wenig Chancen gehabt, reich zu werden. Gemäss Geck hätte selbst ein erfolgreicher Komponist wie Wagner mit seinen Musikdramen in Deutschland zu Lebzeiten nicht das grosse Geld machen können. «10'000 Gulden für ein Riesenwerk wie der ‹Ring des Nibelungen› war kein überrissenes Honorar.» Immerhin das Zehnfache, also 100'000 Gulden, konnte Wagner für den «Parsifal» herausschlagen. Zum Vergleich: Dieselbe Summe hatte Charles Gounod zur gleichen Zeit in Paris für ein verhältnismässig unaufwendiges Oratorium bekommen.

Krämersohn Verdi sparte sich ein Vermögen an

Porträt von Giuseppe Verdi.
Legende: Giuseppe Verdi kleidete sich bescheiden. wikimedia

Mehr Geschick im Verhandeln und vor allem auch mehr Interesse daran zeigte Giuseppe Verdi. Der Sohn eines Schankwirtes und Kleinbauern aus Roncole in der Lombardei hatte eine Krämerseele, erklärt Verdi-Forscher Anselm Gerhard: «Schon nach den ersten Erfolgen forderte Verdi grundsätzlich Honorare an der obersten Schmerzgrenze.» Dabei sparte sich der Komponist ein Vermögen an. Mit Mitte Dreissig war er reich.

Gut bezahlte Opern in Italien

Möglich wurde solcher Geldsegen durch das System der italienischen Opernhäuser. Mit Oper konnte man dazumal Geld machen – zumindest in Italien. Spätestens Giacomo Puccini, der mit seinen Opern richtig reich wurde, bewies das.

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Anselm Gerhard: «Die Oper war auf Profit angelegt.»
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Gab Verdi denn seine Honorare auch für ein Leben in Saus und Braus aus? «Nein», sagt Anselm Gerhard: «Verdi kleidete sich bescheiden, Essen und Trinken waren ihm nicht besonders wichtig». Nur für Badekuren gab Verdi viel Geld aus. Und wenn er in der Opernstadt Mailand war, nahm er sich eine Suite im besten Hotel. Sein Geld investierte Verdi lieber in Grundbesitz. Sein Gut in Sant'Agata war schliesslich so gross, dass der komponierende «Bauer» Verdi allein von dessen Erträgen hätte leben können.

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