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Weltklasse – Sommerkonzerte Ein altehrwürdiges Orchester, das sich laufend neu erfindet

Ein grosses Sinfonieorchester mit einem satten Sound und dem virtuosen Glanz eines Solokonzerts: Das holländische Royal Concertgebouw ist ein Orchester auf der Höhe der Zeit – zu erleben am Lucerne Festival. Chefidirigent Mariss Jansons gibt jetzt nach zehn Jahren seinen Abschied.

Berühmtes Orchester, berühmter Dirigent, berühmter Solist. Und eine reiche Palette, die von deutscher Romantik über französischen Klangzauber bis zur russischen Moderne reicht. Dies alles kann das Publikum am Lucerne Festival erwarten, wenn das Royal Concertgebouw Orchestra unter der Leitung von Mariss Jansons auftritt. Als Solist ist Jean-Yves Thibaudet am Klavier zu hören.

Abschied nach zehn Jahren und zwei Herzinfarkten

Ein altehrwürdiges Orchester: Royal Concertgebouw aus Amsterdam.
Legende: Ein altehrwürdiges Orchester: Royal Concertgebouw aus Amsterdam. Anne Dokter

Wer Chefdirigent eines altehrwürdigen Orchesters ist, wird immer auch an der Vergangenheit gemessen. Der Lette Mariss Jansons kann damit recht locker umgehen – schliesslich hatte er längst selbst einen hervorragenden Ruf, als er das Concertgebouw vor zehn Jahren übernahm.

Diesen Sommer ist jetzt Schluss: Jansons ist 71-jährig, muss nach zwei Herzinfarkten auf seine Gesundheit achten und behält nur noch das Sinfonieorchester des Bayrischen Rundfunks. Den Amsterdamern hat er den Abschied mit den Worten versüsst, dass sie ihn nicht mehr nötig hätten, die Bayern aber sehr wohl.

Ein Innovativer Dinosaurier …

Sendehinweis

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Legende: Decca/Kasskara

Radio SRF 2 Kultur übertragt live vom Lucerne Festival: Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam, Leitung: Mariss Jansons, Solist: Jean-Yves Thibaudet (Klavier).

Ein grosser sinfonischer Rausch: Donnerstag, 4. September, 19:30 Uhr, Radio SRF 2 Kultur

Im Anschluss an das Konzert gibt es eine Kritikerrunde mit Gästen.

Das Royal Concertgebouw wird es zweifellos auch ohne Jansons schaffen. Der Grund ist klar: Dieses Orchester ruht nicht auf alten Lorbeeren aus, sondern erfindet sich laufend neu. Ein Beispiel: Als es auf dem Klassikmarkt kritisch wurde, gründete es einfach sein eigenes Plattenlabel und kann seither seine Arbeit wunderbar selbst dokumentieren.

Ausserdem erprobt es laufend neue Konzertformate: zum Beispiel die «Essentials» mit Kernstücken des Klassikrepertoires am Samstagabend. Oder die «AAA»-Konzerte zu aktuellen Themen, bei denen sich das Publikum mit den Musikern unterhalten kann.

Im holländischen TV läuft eine Concertgebouw-Dokusoap namens «Blood Sweat and Concerts», und neuerdings gibt es auch ein Videomagazin als App fürs Tablet. Zudem pflegt das Orchester einen YouTube-Kanal. Das sind vielleicht Äusserlichkeiten, aber sie setzen ein wichtiges Zeichen: Wir sind von heute, nicht von gestern!

… und Monsieur Elégant

Jean-Yves Thibaudet, der Solist des Abends, galt mal als Wunderkind. Wie viele seiner Art startete er seine Karriere sehr früh. Anders als viele Wunderkinder aber kann er seinen Erfolg auch als Erwachsener fortsetzen. Seine Leichtigkeit auf dem Klavier trägt ebenso dazu bei wie die Offenheit gegenüber anderen Stilen wie Swing oder Filmmusik. Ausserdem überzeugt Thibaudet durch elegantes Auftreten und eloquentes Reden.

Ravels glitzernde Klangwelt liegt dem Franzosen besonders gut in den Fingern. Man darf gespannt sein, wie sich sein Interpretationsstil mit dem des Orchesters verschränkt.

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