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Musik Wenn das Ziegenhorn dem Jazz neuen Atem einhaucht

Seine Musik klingt norwegisch und uralt, gleichzeitig aber neu und experimentell: Der Musiker und Komponist Karl Seglem ist bekannt für seinen eigenen Sound. Jetzt bringt der Norweger das Ziegenhorn wieder in die Jazzbesetzung – eine klangliche Herausforderung.

Als Tenorsaxophonist, Ziegenhornbläser, Komponist und Produzent hat sich Karl Seglem einen Namen gemacht. In Norwegen ist er ein hochgeschätzter Musiker, davon zeugen wichtige Auszeichnungen. 1998 erhielt er den Edvard Prize für sein Werk «Tya» und 2010 den höchsten norwegischen Jazzpreis, den Buddy Award.

Karl Seglem ist für die Symbiose traditionell norwegischer Musik mit Jazz bekannt. Und für Kompositionen, die einerseits typisch norwegisch klingen, aber andererseits ganz neu und eigen sind.

Melodie im Vordergrund

Seit 1988 hat er als Solist und mit eigenen Gruppen an die 30 Alben herausgegeben. Seine neueste Veröffentlichung heisst «Nye Songar.no» (deutsch: «Neue Songs jetzt»). Eingespielt wurde das Album von Karl Seglem mit dem Pianisten Andreas Ulvo, dem Bassisten Sigurd Holeam und dem Schlagzeuger Jonas Howden Sjøvaag.

Aufgenommen haben sie die aktuelle CD im kleinen Dorf Odda an einem Seitenarm des Hardangerfjords. Für Karl Seglem steht die Melodie im Vordergrund. Ihre starke Ausdruckskraft betont die poetische Seite des Künstlers.

Aktuelles Projekt mit Schweizer Pianisten

Ein Mann mit Horn und Saxophon sitzt auf einer Couch von Steinen umgeben.
Legende: Karl Seglem hat seine eigene Musiksprache gefunden – mit Horn und Saxophon. Geir Birkeland

Daneben hat Karl Seglem ein aktuelles Projekt mit dem Schweizer Pianisten Christoph Stiefel. Kennengelernt haben sich die beiden Musiker auf dem Bremer Jazzfestival JazzAhead 2008. Dieses Jahr im Sommer traten sie in Norwegen zusammen auf.

Nun ist ein gemeinsames Album geplant, das in Deutschland Ende November realisiert wird. Dabei sind Kompositionen von Karl Seglem und Christoph Stiefel sowie eine Menge Improvisationen vorgesehen. Es wirken Christoph Stiefel, Karl Seglem, die dänische Sängerin Jullie Hjetland Jenssen, der Bassist Sigurd Hole und der Schlagzeuger Kåre Opheim mit.

Aufgewachsen ist Karl Seglem in Årdalstangen, in einer Industrieregion in der Nähe des Songefjords. Er spielte zunächst verschiedene Horninstrumente in einer «Marching Band» und war Fan von Pink Floyd und Frank Zappa. Mit 14 gründete er seine erste Gruppe, die Dance Band. Als der Saxophonist die Band verliess, war das die Gelegenheit für Seglem: «Ich nahm das Instrument, ging nach Hause, hatte aber keine ausführliche Anleitung dafür.»

In der Folkehøgskole, einer offenen Schule für die berufliche Orientierung, fand Karl Seglem schnell heraus, dass er Musiker werden wollte. Er erlernte dort Saxophon zu spielen und hatte Unterricht in Komposition und Musiktheorie.

Ziegenhorn und Piano: Schwer vereinbar?

Seit 1995 wohnt Karl Seglem in Oslo. Zwar bleibt er auf seinem aktuellen Werk wie auf seinem Vorgänger «Norskjazz no» (deutsch: «Norwegischer Jazz jetzt») bei rein akustischen Instrumenten. Doch er geht über die klassische, kammermusikalische Besetzung mit Tenorsaxophon, Bass, Piano und Schlagzeug hinaus.

Karl Seglem spielt zum ersten Mal in diesem akustischen Quartett Ziegenhorn mit Piano und Schlagzeug. «Klanglich ist das Ziegenhorn schwer mit dem Piano vereinbar», sagt Karl Seglem. In seiner Jazz-World-Band sei das nie ein Problem gewesen, da passe sich die Fiedel viel einfacher dem Ziegenhorn an. «Das Ziegenhorn hat aber keinen reinen Klang», sagt er, «der Ton liegt irgendwie immer dazwischen.» Nach längerem Ausprobieren hat er einen Weg gefunden, das Instrument in dieser Besetzung zu spielen – ein neuer Sound entstand.

Eigene regionale Musiksprache

Die naturgegebene simple Tonalität des Ziegenhorns fügt sich hier wunderbar ein, und macht die Kompositionen zum einzigartigen «Karl-Seglem-Sound». Dieses archaische Instrument, das er mit Saxophon- und Trompetenmundstück spielt, wurde neben dem Tenorsaxophon zu Seglems Lieblingsinstrument.

Im Laufe seiner Karriere hat Karl Seglem eine eigene regionale Musiksprache gefunden. Er will nicht in irgendwelche Schubladen gesteckt werden: «Auch dieses neue Album ist Jazz, und zwar meine Art von Jazz. Jazz lässt einem so viele Freiheiten, man kann machen, was man will. Jazz ist für mich ‹Hier-und-jetzt-Musik›.»

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