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Cyborgs statt Prinzessinnen: Aschenputtel mit der Hand aus Stahl

Ein Display im Auge, Technik im Gehirn und die Hand aus Stahl: In vier Bänden erzählt Jung-Autorin Marissa Meyer berühmte Grimm-Märchen nach – mit Cyborgs statt Prinzessinnen. Parallelen zwischen der futuristischen und der klassischen Märchenwelt lassen sich einfacher ziehen als gedacht.

Aschenputtel, Rotkäppchen, Rapunzel, Schneewittchen: Die amerikanische Jung-Autorin Marissa Meyer stellt in jedem Band ihrer Luna-Chroniken eine andere Märchenheldin ins Zentrum.

Thementag «SRF Menschmaschine»

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SRF sendet am Samstag, 8. Oktober 2016, live vom Wettkampf «Cybathlon». Unter srf.ch/menschmaschine gibt es täglich neue Inhalte zu Cyborgs, Prothesen, Robotik, Menschmaschinen und Maschinenmenschen.

Dabei prallen zwei Märchenwelten aufeinander: die klassische und die futuristische. Im Zentrum der Science-Fiction-Saga steht das Cyborg-Mädchen «Cinder» – nach dem englischen Namen «Cinderella» für Aschenputtel.

Trotz übermenschlicher Fähigkeiten im Elend

Cinder schlägt sich in Neu-Peking als Mechanikerin durch. Ausgestattet ist sie mit einer Stahlhand, einem Stahlfuss, Steuerelementen, die ihr Gehirn ersetzen, und einem Netzhaut-Display im Auge. Die Technik verleiht ihr Sonderfähigkeiten, die sie zur besten Mechanikerin Neu-Pekings machen.

Die Baupläne reparaturbedürftiger Apparaturen projiziert sie über ihr Sehfeld direkt auf das Gerät, und kann es so präzise reparieren. Trotz dieser übermenschlichen Fähigkeiten lebt Cinder im Elend, genau wie Aschenputtel.

Aschenputtel als Cyborg

Rechtlich ist sie Eigentum ihrer Stiefmutter Adri. Wie eine Sklavin wird sie nicht nur von ihr, sondern auch von ihren Stiefschwestern behandelt.

Im Haus regiert der Hass. Bis Cinder an ihrem Mechanikerstand von Kaito, dem Prinzen des Asiatischen Staatenbundes, aufgesucht wird: Er bringt ihr einen politisch wichtigen Androiden zur Reparatur.

Eine 2000 Seiten lange Liebe

Die Liebe bahnt sich an, deren Erfüllung lässt allerdings 2000 Seiten lang auf sich warten. Wir sind in einer fernen Zukunft, im 124. Jahr des dritten Zeitalters.

«HörPunkt – Menschmaschine»

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Der HörPunkt – «Ich, Menschmaschine» reflektiert über das grundsätzliche Verhältnis von Körper und Maschinen. Denn Menschmaschinen werden in Zukunft intensiver zum Thema werden, weil sie den Alltag der Menschen vermehrt begleiten werden, zum Guten oder im Schlechten.

Lebenswelt und Technik sind futuristisch, mit «Hovern» als Transportmittel, holografischen Kaminen und «Medidroiden», die ansteckende Patienten betreuen. Die Gesellschaftsstrukturen aber sind mittelalterlich-feudalistisch.

Cyborgs sind keine richtigen Menschen

Spannend an den Luna-Chroniken sind nicht nur die erzählerische Ausgangslage und der sich windende Plot, sondern auch die Stellung der Cyborgs in dieser Zukunftsgesellschaft. Sie stehen hier nämlich auf der untersten sozialen Stufe. Sie sind Rechtlose und Aussenseiter.

So bedient die Bäckerin gegenüber Cinders Mechanikerstand keine Cyborgs: Cyborgs werden nicht als Wesen angesehen, die dank ausgeklügelter Technik eine höhere Stufe der Menschheit erreicht haben. Sie gelten vielmehr als Krüppel, Mischwesen, die nur mit Hilfe von Prothesen überleben können.

Panorama einer düsteren Zukunft

Adri schleudert es ihrer Stieftochter Cinder direkt ins Gesicht: «Kannst du irgendetwas fühlen, oder ist das nur programmiert?»

Buchhinweis

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Marissa Meyer: «Wie Monde so silbern», «Wie Blut so rot», «Wie Sterne so golden», «Wie Schnee so weiss» (Band 1-4), Carlsen-Verlag, 2014-15.

Vielleicht kommen der Hass und die Unterdrückung gegenüber Cyborgs auch aus schierer Angst heraus. Angst, diesen Mischwesen mit ihren unheimlichen Fähigkeiten unterlegen zu sein.

Die vier Bände der Luna-Chroniken zeichnen das Panorama einer düsteren Zukunft. Ein Kernthema darin ist die Frage, wie Mensch und Technik weiter verschmelzen könnten, und welche praktischen und sozialen Folgen dies haben könnte.

Insofern sind diese Jugendbücher eine lohnende Lektüre, auch für Erwachsene.

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