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Der Zahn der Zeit nagt am Gips

Zahnkronen werden heute oft maschinell hergestellt. Dazu muss das Gebiss eines Patienten digitalisiert werden. Meist geschieht dies am Gipsabdruck im Labor. Effizienter und günstiger wäre es, das Gebiss des Patienten einzuscannen. Doch erst wenige Zahnärzte setzen die neue Technik ein.

Vor Kurzem hat sie umgestellt – und macht keine Gebissabdrücke mehr in ihrer Praxis. Braucht sie die Form des Gebisses eines Patienten, zum Beispiel für eine neue Krone, nimmt die Zahnärztin einen kleinen 3D-Scanner zur Hand.

Es ist eine Art Mini-Kamera, mit der sie im Mund des Patienten aus verschiedenen Blickwinkeln das Gebiss filmt. Nach knapp einer Minute ist es schon vorbei: Der Computer hat ein dreidimensionales Abbild des Gebisses berechnet – bereits ist es auf dem Bildschirm sichtbar.

Geringe Verbreitung

Etwa 15 Prozent der Zahnärzte in der Schweiz wenden diese Technik an. Das sind ähnliche Zahlen wie auch im übrigen Europa. «Es ist aber grosses Interesse da, weil sich die Technologie rasch entwickelt» sagt Albert Mehl, der Leiter der Abteilung für computergestützte Zahnmedizin an der Universität Zürich. Ist das Gebiss eines Patienten erst einmal in digitaler Form vorhanden, eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten.

Ein am Computer rekonstruiertes Gebiss.
Legende: Ein am Computer rekonstruiertes Gebiss. SRF/Albert Mehl

Zahn aus der Datenbank

Die Optik ist eine der grossen Herausforderungen, wenn ein Zahn ersetzt oder Kronen und Brücken gemacht werden müssen. Beim digitalisierten Patientengebiss kann der Computer Vorschläge machen wie der Zahnersatz aussehen soll.

«Es gibt grosse Datenbanken von unversehrten Zähnen. Aus diesen und eventuell den Bildern vom Patientengebiss generiert der Computer Vorschläge, das geht sehr schnell», erzählt Albert Mehl.

Heute Fräsmaschine ...

Diese Daten werden ins Zahntechnik Labor gesendet. Dort wird der Zahnersatz auf einer Fräsmaschine hergestellt. Diese fräst aus einem Materialblock, aus Keramik, Komposit oder auch Metall, den gewünschten Zahnersatz heraus.Das funktioniert gut und ist erprobt.

Die Nachteile liegen bei der Beschränkung der Form, welche die Fräsmaschine bewerkstelligen kann – und bei der Farbe. Farbverläufe sind kaum möglich, weil die Teile aus einem Block gemacht werden. Doch die richtige Farbe ist entscheidend, ob ein Ersatz nachher als künstlich wahrgenommen wird im Mund eines Patienten.

… morgen 3D-Drucker

Bereits wird mit neuen Maschinen experimentiert, mit 3D-Druckern. «Wir könnten da verschiedene Farben mischen. Beim 3D-Druck wären wir frei» sagt Albert Mehl von der Universität Zürich. Doch noch sind diese im Teststadium. Bis sie in der Zahnklinik eingesetzt werden, könnte es noch ein weiter Weg sein.

Vor allem fehlen die richtigen Materialien, damit ein genügend harter und stabiler Zahnersatz gedruckt werden kann. Dieser muss nämlich über Jahrzehnte halten und darf nicht einfach plötzlich zerbröseln.

Gerade im medizinischen Bereich werden an die Zertifizierung von neuen Materialien höchste Ansprüche gestellt. Entsprechend lange dauert es jeweils, bis ein neuer Werkstoff auch die Arztpraxen erreicht.

Kosten sparen

Ob nun aber ein 3D-Drucker eingesetzt wird oder wie bereits heute eine Fräsmaschine: Die Digitalisierung der Zahnarztpraxis wird wohl so oder so voranschreiten. Nicht zuletzt sollen so auch Kosten eingespart werden können.

Die Zahnmedizin wird sich verändern und damit auch die Anforderungen an Zahnärzte und Zahntechnikerinnen. Gerade in der Zahntechnik wird sich das Berufsbild wohl stark wandeln.

Heute stellen Zahntechniker kunstvolle Zahnersatzprodukte teilweise noch in aufwendiger Handarbeit her. Die Frage ist, wie lange noch.

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