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Meteo-Stories Die Freuden und Leiden bei Föhn

Wer hat es erfunden? (Auch) beim Föhn sagen die Schweizer gerne: Wir! Das stimmt aber nicht: Föhneffekte gibt es überall auf der Welt, wo der Wind quer zu einem Gebirge bläst. Und: Ob es bei uns föhnt, entscheidet auch das Polargebiet.

Für richtigen Föhn braucht es drei Zutaten:

  • Einen markanten Gebirgszug
  • Wind, der mehr oder weniger quer zu diesem Gebirge bläst
  • Täler auf der Lee-Seite, die den Fallwind kanalisieren

Eine Hürde muss sein.

Die Alpen sind nur einer von zahlreichen Gebirgszügen auf dieser Welt. Die Rocky Mountains, die Appalachen oder der Himalaya sind andere grossen Hindernisse, die sich dem Wind in den Weg stellen. In all diesen Gebieten gibt es auf der windabgewandten Seite Föhneffekte. So trägt der warme Fallwind im Osten der Rockies den Namen „Chinook“. Das sei indianisch, wird gesagt, und heisse soviel wie „Schneefresser“. (Man findet im Internet aber auch amerikanische Quellen, die behaupten, wir Schweizer würden diesen Luftzug „Schneefresser“ nennen... http://www.blackhillsweather.com/chinook.html). Mitunter können aber auch einzelne Berge oder gar grössere Hügel einen schwachen Föhneffekt erzeugen. So ist es bei Westwind über dem Pilatus in Luzern oftmals deutlich wärmer als anderswo.

Der Höhenwind ist Motor des Föhns

Karte der Nordhalbkugel mir dem Pol in der Mitte. Eine amöbenartige Fläche in grün bis violett sybolisiert die Kaltluft, an dessen rand der Jetstream weht.
Legende: Weg des Jetstreams um den Nordpol, die grün bis violetten Flächen sind Kaltluft. SRF/www.wetterzentrale.de

Die Hauptwindrichtung ist primär von der Lage des Jet-Streams abhängig. Der Jet ist ein Starkwindband, das sich hoch über unseren Köpfen von West nach Ost um die nördliche Hemisphäre schlängelt. Er folgt exakt der Grenze zwischen der kalten Luft im Norden und der warmen Luft weiter südlich. Die Kaltluft sitzt aber nicht starr und träge über dem Nordpol. Vielmehr streckt sie immer wieder kalte Zungen weit nach Süden aus und versucht von Norden her niedrige Breiten zu erreichen. Oder sie zieht sich zurück und macht Platz für Warmluft. Der Jet folgt all diesen Vorstössen und Rückzügen der Kaltluft. Er bläst daher nicht stur von West nach Ost, sondern mäandriert um all diese Kaltluftausbuchtungen herum. Somit ändert er laufend seine Lage und Richtung. Mal bläst der Jet bei uns aus Südwest, dann vielleicht aus Nordwest oder mitunter sogar aus Nordost. Manchmal ist er bei uns auch völlig abwesend oder macht einen grossen Bogen weit um Europa herum.

Die andere Seite vom Föhn

Bei Föhn lässt es sich in der warmen und trockenen Luft im Lee der Gebirge gut leben. Anders sieht es auf der windzugewandten Seite aus. So war es am Freitag trotz schwachem Südwind im Süden grau und nass mit Schneefall.

Der klassische Föhn

Skigebiet, dahinter die Berner Alpen, über denen die typische Wolkenmauer bei Föhn erkennbar ist.  Im Skigebiet dagegen scheint die Sonne.
Legende: Föhnstimmung an diesem Freitag im Skigebiet von Lenk/BE. Dank dem warmen Fallwind lösten sich die Wolken auf. SRF

Föhn über den Alpen bedeutet, dass wir uns knapp westlich von einem Kaltluftausbruch befinden. Die Luftmassengrenze und auch die Kaltfront sind nicht weit weg von uns – der Wind aus Süden ist ja schon da. Der Föhn ist für den Norden daher meist ein Vorbote für einen bevorstehenden Wettersturz, begleitet von Gewittern, von Regen oder Schnee. Und weil der Jet der Kaltluft voraus eilt, lässt mit dem Eintreffen der Front der Wind rasch nach und dreht nicht selten auf Nord: Der Süden wird entspannt.

Wo bleibt die Front?

An der Ski WM wäre ein rascher klassischer Kaltfrontdurchgang die Erlösung. Die Südstaulage hätte ein Ende. Die Front kommt aber nicht, und so hält der schwache Föhn aus Süden mindestens bis Montag an. Dann zieht sich der Kaltluftausbruch nach Westen zurück, macht einem Warmlufteinschub Platz und die Schweiz gelangt in ein Hoch. Immerhin: Schon ab Samstag verliert der Südwind an Kraft, und der Nachschub an feuchter Luft an den Alpensüdhang lässt nach. Ganz sauber ist die Sache aber trotzdem nicht. Für die Abfahrt am Samstag brauchen wir daher auch wettertechnisch starke Nerven.

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