Mitte September erreichte die arktische Meereisbedeckung ihr alljährliches Minimum. Die Eisfläche betrug noch rund 4,7 Mio. km2 (Alfred-Wegener-Institut). Damit schmolzen gegenüber der maximalen Ausdehnung des Meereises im März mit knapp 14 Mio. km2 rund 2/3 der Eisfläche ab.
Kein absoluter Rekord
Die aktuelle Eisfläche entspricht dem achtkleinsten Eisstand überhaupt. Das absolute Minimum aus dem Jahr 2012 mit rund 3,2 Mio. km2 wurde allerdings bei weitem verpasst, und auch der zweittiefste Wert aus dem Vorjahr wurde verfehlt. In den Jahren 2012 und 2016 trug aber nicht nur die extreme Wärme zur grossen Schmelze bei, sondern es zogen auch Sturmtiefs direkt über die Polgegend. Damit wurde das Meer in Schwingung versetzt, und die Eisdecke brach an vielen Stellen auf. An diesen Bruchstellen setzte die Wärme dem Eis vermehrt zu. 2017 zeichnete sich zwar durch zahlreiche Tiefdruckgebiete aus, aber es zogen keine extremen Stürme über die Polgegend. Auf Grund der geringen Einstrahlung blieben die Lufttemperaturen vor allem im August unter dem Durchschnitt. Weil aber aus dem Pazifik sehr warmes Wasser in die Arktis floss, kam es erneut zu einem grossen Schmelzprozess.
Grosse regionale Unterschiede
Auf Grund der atmosphärischen Druckverteilung kommt es zu grossen Unterschieden in der Eisbedeckung im arktischen Raum. Während es an der grönländischen Küste und in Spitzbergen sehr viel Eis hatte, war die sibirische Küste weitgehend eisfrei. Entsprechend war die sogenannte Nordostpassage, also der Seeweg von Europa nördlich um den asiatischen Kontinent bis zur Strasse von Bering (Meerenge zwischen Asien und Alaska) sehr gut passierbar. Handelsschiffe konnten die Route ohne begleitende Eisbrecher befahren. Dieser Weg von Europa zu den Häfen im Fernen Osten ist rund 6000 Kilometer kürzer als die Route durch das Mittelmeer und um das Horn von Afrika.
Nordpol bald eisfrei?
Bei den aktuellen sommerlichen Abschmelzraten stellt sich die Frage, ob der Nordpol im Sommer schon bald eisfrei sein könnte. Im letzten Jahrzehnt ging der Internationale Klimarat (IPCC) noch davon aus, dass dies erst gegen Ende des Jahrhunderts eintreten könnte. Im Bericht des IPCC aus dem Jahre 2013 geht aber hervor, dass dieser Fall bereits um die Mitte des 21. Jahrhunderts eintreten könnte. Damit wäre dann der Wirtschaftskampf um die grossen Bodenschätze der Polarregion eröffnet.