Die Bise scheint momentan im Mittelland ein Dauergast zu sein. Oft bläst kräftiger, eher kühler Wind aus Nordosten durch das Mittelland. Gefühlt bläst die Bise schon eine halbe Ewigkeit. In der Realität waren an der Waadtländer Messstation Payerne seit Monatsbeginn aber nur 40 Prozent aller Stunden Bisenstunden. Damit liegt die Bise nur knapp vor dem Südwestwind mit einem Wert von rund 36 Prozent. Dieser Berechnung liegt die Annahme zu Grunde, dass jeder Wind mit einer Richtung zwischen 0 und 90 Grad als Bise klassiert wird, jeder Wind zwischen 180 und 270 als Südwestwind. Diese Windverteilung entspricht ziemlich genau dem langjährigen Mittel an der Station Payerne, dies obwohl in den letzten Tagen oft Hochdruckgebiete nordwestlich oder nördlich der Schweiz lagen und gleichzeitig ein Tief über dem Mittelmeer.
Südwestlage und trotzdem Bise
Immer wunderten sich Zuschauerinnen und Zuhörer, dass die Rede von einer Südwestlage war und gleichzeitig Bise durch das Mittelland blies. Dies war vor allem in der Woche der Eisheiligen der Fall, als sich bei uns eine sogenannte Gegenstromlage eingestellt hatte. In Bodennähe fegte die Bise durch das Mittelland und auf den Bergen blies gleichzeitig milder und feuchter Südwest- bis Westwind. Liegt ein Tief über der Biskaya oder der Bretagne, dann führt die Höhenströmung, die im Gegenuhrzeigersinn um das Tief dreht milde Luft aus Südwesten zu den Alpen. Auf Grund des tieferen Drucks im Westen saugt das Tief in Bodennähe Luft an, und wir nehmen dies im Mittelland als Bise war.
Höhenströmung oft entkoppelt
In der Höhe ist die Strömung oft anders und von der Bodenströmung entkoppelt. Entsprechend ist auch die Windverteilung auf der Diablerets in 3000 Metern Meereshöhe ganz anders. Während 55 Prozent aller Stunden herrschte dort in diesem Monat eine Südwestströmung, während eine Nordostströmung (Bise gibt es auf den Bergen keine) nur in gut 20 Prozent der Fälle auftrat. Dabei war diese auf der Les Diablerets in diesem Monat sogar überproportional vertreten, da längere Zeit ein Tief über der Adria lag und auch in der Höhe aus Osten feuchte Luft zur Alpennordseite führte. Ähnlich wie im Mittelland ist die Windrichtung auch auf den Jurahöhen. Völlig anders ist dagegen die Situation auf dem Säntis. In rund 40 Prozent aller Fälle kommt der Wind aus Richtungen zwischen 230 und 260 Grad, also ziemlich genau aus Südwest. Das hängt vor allem mit der Topographie des Berges zusammen, entspricht doch diese Windrichtung genau der Richtung der Säntis-Nordwand. In anderen Worten, die Strömung wird abgelenkt und läuft parallel zum Berg, selbst auf dem Gipfel. Interessanterweise kommt der umgekehrte Fall aber kaum vor. Nordostwind stellt sich auf dem Säntis nur in den seltensten Fällen ein.