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Grosse Schäden Basler Friedhof will Rehe abschiessen

Wilde Rehe auf dem Basler Friedhof Hörnli verursachen immer grössere Kosten. Nun sollen einzelne geschossen werden, wie die Stadtgärtnerei gegenüber «Schweiz aktuell» erklärt.

Der Basler Friedhof Hörnli ist mit 54 Hektaren der grösste der Schweiz. Er liegt am Stadtrand und grenzt an den Wald. Darum leben dort auch Rehe. Für diese ist der Friedhof ein Schlaraffenland: Praktisch täglich hat es auf Gräbern frische Blumen zum Fressen, und Feinde gibt es keine - weder Hunde, Autos noch störende Biker.

«Rehe vermehren sich grandios»

Auch die Besucher scheuchen die Tiere nicht auf, sondern verhalten sich äusserst ruhig. «Die Rehe vermehren sich grandios», sagt Emanuel Trueb, Leiter der Stadtgärtnerei Basel. In den letzten Jahren sei der Bestand von rund 15 auf rund 25 Tiere angestiegen. Sie leben auf dem Friedhof, viele seien dort auch geboren.

So herzig die Rehe aussehen: Sie verursachen grosse Schäden. Einerseits müssten die Gräber jeweils in Stand gebracht werden, andererseits versuche man, die Rehe fernzuhalten, etwa mit Buttersäure, sagt Emanuel Trueb. Die Kosten für alle Abwehr- und Instandhaltungsmassnahmen würden sich mittlerweile auf 100'000 Franken pro Jahr belaufen.

Rehe lassen sich nicht vertreiben

Darum müsse man nun durchgreifen, sagt Trueb gegenüber «Schweiz aktuell», und gezielt einzelne Rehböcke schiessen. Denn die bisherigen Massnahmen hätten zu wenig oder nichts gebracht. «Wir haben auch wiederholt versucht, die Tiere aus dem Areal zu treiben, aber am nächsten Tag waren sie wieder hier.»

Weil der Friedhof auf dem Gebiet von Riehen liegt, ist diese für einen Abschuss zuständig. Der Gemeinderat von Riehen hat darum die Sache untersucht. Dabei sei nicht der Schaden, den die Rehe verursachen, im Zentrum gestanden, sondern das Wohl der Tiere, sagt Gemeinderätin Christine Kaufmann.

«Wir haben festgestellt, dass der Rehbestand auf dem Friedhof dreimal grösser ist als im Wald auf einer entsprechenden Fläche», so Kaufmann, die auch Tierärztin ist. «Und das führt zu Stress bei den Tieren.» Deshalb unterstützt Riehen den Wunsch des Friedhofs, den Rehbestand mit Abschüssen zu dezimieren.

Spezielle Bewilligung notwendig

Da der Friedhof aber ein Jagdbanngebiet ist, auf dem nicht geschossen werden darf, hat Riehen ein Abschussgesuch beim Kanton eingereicht. Dieses liegt nun beim Basler Sicherheits- und Justizdepartement und dürfte demnächst beantwortet werden. Mehr ist dazu nicht zu erfahren.

Sollte der Kanton den Abschuss bewilligen, werde dieser sorgfältig durchgeführt. «Es ist geplant, die Abschüsse beim Eindunkeln vorzunehmen mit einer entsprechenden Ausrüstung, etwa mit Schalldämpfern», sagt Gemeinderätin Kaufmann. Sie betont: «Es geht nicht darum, alle Rehe zu entfernen, sondern den Bestand über die Jahre auf ein Mass herunterzubringen, dass es stimmt.»

Ein «delikates» Unterfangen

Rehe auf einem Friedhof abschiessen - ein Unterfangen, das auf Kritik stossen dürfte. Dem ist sich auch Christine Kaufmann bewusst: «Das ist sicher eine sehr emotionale Geschichte. Darum wollen wir, falls das Gesuch bewilligt wird, auch gut informieren.»

«Das ist sehr delikat», sagt auch Emanuel Trueb. «Es ändert aber nichts an der Tatsache, dass wir den Bestand mit einer solchen Massnahme regulieren müssen.» Und er fügt an: «Auch andere grosse Friedhöfe in Europa machen das so, etwa der Zentralfriedhof in Wien.»

Schweiz aktuell, 7.5.2020

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