Es ist morgens kurz vor 8 Uhr in einer grossen Lagerhalle im Industriegebiet im Zentrum von Nairobi. Zwei überlebensgrosse Puppen stehen einander gegenüber, darunter schauen acht Beine hervor. Zwei Männer je hauchen den Riesenpuppen Leben ein, einer hält den Oberkörper, der andere steuert Mund- und Augenbewegungen.
Einer der Puppenspieler ist der 45-jährige Tony Mboyo. Er liebt seinen Job. Die Sendung kläre Kenianer auf eine humorvolle Art und Weise über Politik auf und ermöglicht der Gesellschaft, über sich selbst zu lachen und zu weinen.
Schwierige Balance
Die Puppenspieler am Set sind ein eingespieltes Team. Die meisten waren von Anfang an dabei, seit zehn Jahren bereits. Sie bezeichnen sich selbst als Aktivisten. Als Aufklärer. Und Kämpfer für Meinungsfreiheit.
Doch das sei manchmal eine Gratwanderung, sagt Tony Mboyo: «Ich muss manchmal umformulieren. In diesem Sinne gibt es eine Selbstzensur hier auf dem Set.»
Eindrücke aus der XYZ-Show
Die Herausforderung der Satiriker ist es, die Balance zu finden. Genug pointiert und scharfzüngig zu sein, damit das Publikum verstehe und lache, aber nicht offensiv genug, damit die Fernsehstationen in Kenia die Sendung wirklich ausstrahlen wollten.
«Gado»: Druck der Regierung
Denn Präsident Uhuru Kenyatta ist kein Freund von Medien. Das weiss keiner besser als XYZ-Gründer und Ostafrikas bekanntester Karikaturist, Godfrey Mwampembwa alias «Gado»: «Die Kenyatta-Administration war von Anfang an gegen die Presse. Kenyatta sagte einst, Zeitungen seien dafür da, um auf dem Markt Fleisch einzupacken. Das sagt wohl alles.»
Im letzten Jahr liess der Präsident für ein paar Tage einige Radio- und Fernsehstationen schliessen, weil ihm die Berichterstattung nicht passte. Er erliess ein «Fake-News-Gesetz», welches der Regierung ermöglicht, aufgrund von Falschmeldungen zu verhaften. Dabei entscheidet allerdings die Regierung, was Falschmeldungen sind.
Es ist gefährlich, wie in Kenia Politiker in die Pressefreiheit eingreifen.
Journalisten werden in Kenia regelmässig bedroht. «Regierungsbeamte haben Journalisten angerufen und gesagt, lass diese Geschichte sein. Hör auf, diese Person zu kritisieren. Das ist mir auch persönlich passiert. Menschen werden eingeschüchtert», so Mwampembwa.
Auch wurde ihm sein Job als Karikaturist bei einer kenianischen Zeitung wohl auf Anweisung von ganz oben gekündigt. Aufgrund eines kontroversen Comics wurde Gado nach 23 Jahren entlassen. Aber das sein nun mal sein Job, so der Satiriker: «Satire ist nicht dafür da, um für Politiker zu klatschen. Es ist gefährlich, wie hier in Kenia Politiker in die Pressefreiheit eingreifen. Und dagegen habe ich stets gekämpft.»
Auch immer wieder erfolgreich. Die XYZ-Show ist nach einem Jahrzehnt Teil der kenianischen Kultur. Und schafft es immer wieder, mit Satire Kenias Machtelite blosszustellen.