Frankreich erinnert an das Ende des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren. Bei einer grossen Feier waren rund 70 Staats- und Regierungschef, darunter Bundespräsident Alain Berset, beim Pariser Triumphbogen vereint. Rund 10'000 Sicherheitskräfte schützten die Gedenkfeier in Paris und das Friedensforum.
Wendepunkt der neuen Geschichte
Anlässlich des Jahrestages läuteten um 11.00 Uhr in Frankreich die Glocken. Die Gemeinden in Frankreich waren dazu aufgerufen worden. Grosse Mächte wie das Deutsche Reich zerbrachen vor 100 Jahren. Es starben fast neun Millionen Soldaten und mehr als sechs Millionen Zivilisten.
Geste der Versöhnung
Merkel bedankte sich bei Macron für die Einladung nach Compiègne an die Stätte des Waffenstillstands von 1918. Es sei das erste Mal seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland, dass ein Bundeskanzler mit dem französischen Präsidenten an diesem Ort gewesen sei, sagte sie in Paris. Das sei eine «symbolische Geste».
Warnung vor Nationalismus
«Die alten Dämonen steigen wieder auf – bereit, ihr Werk von Chaos und Tod zu vollenden», sagte Emmanuel Macron im Rahmen des Treffens. Patriotismus sei genau das Gegenteil von Nationalismus. Bundeskanzlerin Angela Merkel äusserte zur Eröffnung des anschliessenden Friedensforums ihre Sorge, dass sich «wieder nationales Scheuklappendenken ausbreitet». Laut Beobachtern waren ihre Bemerkungen wohl auch auf Donald Trump gemünzt, der am dem Friedensforum in der Halle de la Villette im Osten der Hauptstadt aber nicht teilnahm.
Trump auf dem Friedhof
Trump besuchte unterdessen einen US-Soldatenfriedhof westlich von Paris. Er wolle den tapferen Amerikanern Anerkennung zollen, die ihr Leben gelassen haben. «Millionen amerikanische und französische Soldaten und Alliierte kämpften mit herausragendem Können und Mut in einem der blutigsten Konflikte in der Geschichte der Menschheit», sagte er.
Neues Öl im Feuer
Ungeachtet der insgesamt harmonischen Atmosphäre bei der Gedenkfeier am äussersten Ende der Prachtstrasse Champs-Élysées goss Macron neues Öl ins Feuer. Er forderte in einem Interview mit dem US-Sender CNN, dass Europa bei der Verteidigung eigenständiger werden und sich dabei nicht von US-Waffen abhängig machen solle. «Was ich nicht sehen möchte, sind europäische Länder, die ihr Verteidigungsbudget steigern, um (US-) amerikanische oder andere Waffen zu kaufen (...).» Er fügte hinzu: «Wenn wir unser Budget steigern, geht es darum, unsere Eigenständigkeit aufzubauen.»
Trump hatte bei seiner Ankunft in Paris am Freitag Macron heftig kritisiert. Anstoss war die von Macron ins Spiel gebrachte europäische Armee gewesen.
Macron betonte nun in dem Interview, er arbeite mit Trump gut zusammen, obwohl es Meinungsunterschiede gebe, beispielsweise in der Klimapolitik. Wladimir Putin hingegen begrüsste die Idee.
Merkel erinnert an Jemen
«Kein Staat, keine Religion, keine Bevölkerungsgruppe und kein einzelner Mensch darf von uns abgeschrieben werden», betonte Merkel. So gelte es weiter, an einer politischen Lösung in Syrien zu arbeiten. Und im Jemen ereigne sich derzeit wohl eine grosse menschliche Katastrophe, die deswegen nicht so präsent sei, weil es wenig Bilder davon gebe. Sie erinnerte daran, dass im vergangenen Jahr mehr als 220 gewaltsame Konflikte weltweit ausgetragen wurden und dass an die 70 Millionen Menschen auf der Flucht gewesen seien.