Dan Laughlin ist eine Ausnahmeerscheinung. Seit sechs Jahren sitzt der Republikaner als Senator im Parlament von Pennsylvania, und er will Präsident Biden eine Chance geben: «Er hat die Wahl gewonnen – lassen wir ihn arbeiten» ist sein Credo.
Laughlin nervt sich über Spaltung im Land und über den Unwillen, über die Parteigrenzen hinweg zusammenzuarbeiten. Den Namen Trump erwähnt er nicht, aber es ist offensichtlich, dass ihm nicht nur dessen Twitter-Eskapaden missfallen haben.
Wo Biden als Sozialist gilt
Laughlins Sitz-Nachbarin im Senat ist aus einem anderen Holz geschnitzt: Kristin Phillipps-Hill spricht zwar mit sanfter Stimme, aber ihre Aussagen sitzen: Für Bidens Schuldenpolitik würden noch ihre Urenkel büssen müssen. Seine Lockerung der Grenze zu Mexiko sei ein Desaster. Die Steuererhöhungen würden dem ganzen Land schaden. Hier spricht der republikanische Mainstream. Und der lässt kein gutes Haar an Biden.
Weg von der Hauptstadt Harrisburg nach Osten: Pennsylvania ist zwischen den beiden Metropolen Pittsburgh und Philadelphia ländlich geprägt. Hier ist Trump immer noch populär, während Biden vielen als Sozialist gilt.
Idylle mit Rissen
Doylestown – eine Autostunde von Philadelphia – ist amerikanisches Idyll pur. Das Städtchen ist schmuck, gespickt mit historischen Häusern. Die Obdachlosen und Drogenabhängigen Philadelphias sind hier ganz weit weg. Aber unter der idyllischen Oberfläche werden die Risse sichtbar. Viele wollen mit Journalisten nicht über Politik reden. Man will den Nachbarn oder die Arbeitskollegin nicht vor den Kopf stossen.
Eine die spricht, ist die Demokratin Larissa Hopwood. Die quirlige Polit-Aktivistin setzt sich gegen Rassismus und für Gleichberechtigung ein und will Bürgermeisterin von Doylestown werden. Natürlich ist sie froh, dass Trump weg ist. Aber: «Ich wünsche mir, dass sich Biden noch stärker gegen Rassismus ausspricht und dass er härter gegen die Waffengewalt im Land vorgeht».
Lob für Corona-Politik
Uneingeschränktes Lob erhält der Präsident für seine Covid-Politik. 100 Millionen Amerikanerinnen und Amerikaner sind bereits vollständig geimpft. Ein Drittel der Bevölkerung. Das beeindruckt auch Blair Elliot, der in Doylestown seit 20 Jahren Schallplatten verkauft. Ihm machen auch die Steuererhöhungen nichts aus. «Solange die grossen Firmen auch zahlen und das Geld sinnvoll verwendet wird».
In der Kleiderboutique direkt gegenüber tönt es ganz anders: Inhaberin Jen legt gleich mit einer Tirade gegen Biden los: Seine Wirtschaftspolitik würden die Geschäfte kaputt machen, das Land gehe unter ihm vor die Hunde und die Maskentragpflicht mache die Kinder krank. Sie will aber nicht vor der Kamera reden – offensichtlich traut sie den Medien nicht.
Und so bleibt die Erkenntnis, dass die Risse in diesem Land quer durch die Gesellschaft, durch Gemeinden, durch Familien gehen. Biden ist als «Heiler» angetreten – ob er diese Herkulesaufgabe lösen kann scheint mehr als fraglich.