2300 Milliarden Euro – so hoch war die Verschuldung Italiens Ende 2018. Zu hoch für die EU-Kommission, die nun empfiehlt, ein Defizitverfahren gegen Italien einzuleiten. Der Ball liegt nun bei den Finanzministern der Mitgliedstaaten.
Was also ist der Weg Italiens, die Wirtschaft wieder kräftig wachsen zu lassen? Für Innenminister Matteo Salvini sind es Steuersenkungen. Diese seien der einzige Weg. Seit Jahren fordert er deshalb eine «Flat Tax», einen möglichst für alle gleichen und vor allem tiefen Steuersatz.
Nur so würden viele Italienerinnen und Italiener, die heute noch Steuern hinterziehen, ihre Abgaben wieder brav bezahlen. Weniger Steuern würden auch die italienischen Betriebe dazu animieren, mehr zu investieren, nicht zuletzt in ihre Produktivität und in ihren zum Teil veralteten Maschinenpark, sagt Salvini.
Kritiker aber meinen, dass eine «Flat Tax» unsozial sei, weil sie den Reichen mehr nütze als den Armen. Und sie ändere rein gar nichts an den vielen anderen Problemen «made in Italy»: Bürokratie, Korruption oder auch Rechtsunsicherheit. Zudem würde eine «Flat Tax» zumindest in einem ersten Schritt das italienische Staatsdefizit weiter wachsen lassen.
Salvini aber kümmert das wenig. «Es braucht nun einfach Mut», sagt er. Mut, um die Regeln der EU zu ändern. Um Italien und andere Länder des Südens wieder wachsen zu lassen, müsse die EU es erlauben, dass das Defizit auch höher liegen darf als die in den Verträgen verankerten drei Prozent der Wirtschaftsleistung.
Italien wolle nicht aus der EU austreten, aber die EU-Verträge ändern. Der Punkt ist jedoch, dass Italien dafür bisher noch keine Partner gefunden hat. Salvinis Lega hat zwar Verbündete, etwa Frankreichs Marine Le Pen, doch deren Stimmen reichen bei weitem nicht aus, das Steuer herumzuwerfen.
Selbstbewusster Salvini
Im Radio des Staatssenders RAI antworte Salvini mit einer Gegenfrage: «Glauben sie etwa, dass Italien, wenn es in Schwierigkeiten steckt, der Europäischen Union etwas nützt?» Salvini und seine Regierung wissen genau, dass Italien zu gross ist, um es in eine tiefe Krise schlittern zu lassen. Das ist das Druckmittel, das Salvini und die Regierung in Rom in ihren Händen halten.
Ihr Ziel ist die «Flat Tax», bereits im nächsten Jahr. Dafür aber müsste Italien mehr Schulden machen. Und genau dafür will Rom die Zustimmung Brüssels.