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Aktivisten leben gefährlich Zustände in Honduras werfen schiefes Licht auf Palmöl-Label

  • Die Kehrseite des Palmöl-Booms zeigt sich in Honduras: Einheimische berichten von Vertreibung.
  • Wer dagegen protestiert, erhält Morddrohungen – oder wird ermordet.
  • Das wirft ein schiefes Licht auf das RSPO-Label, das eine nachhaltige Palmöl-Produktion garantieren will.

Man werde sie tot finden, den Mund voller Fliegen: Solche anonymen Telefonate habe sie ab und zu schon erhalten, berichtet eine 53-jährige Honduranerin, die auf Einladung der Organisation «Brot für alle» in die Schweiz gereist ist. Die Frau gehört dem Volk der Garifunas an. Dieses setzt sich gemeinsam mit Kleinbauern dagegen zur Wehr, dass sie von ihrem Land vertrieben werden. Land, auf dem sich die riesigen Palmöl-Plantagen ausbreiten.

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Und solche Aktivisten leben gefährlich in Honduras: «Die Gewalt gegen Kleinbauern und Indigene ist extrem», sagt Beat Gerber von Amnesty International Schweiz. Hilfe vom Staat, von der Justiz könnten sie keine erwarten, im Gegenteil: Dieser schütze vor allem die Interessen der Palmöl-Produzenten und die Justiz schüchtere die Landbevölkerung ein, in dem sie gegen sie ermittle.

Lebensgrundlage ist weg

Bei der Konfliktregion handelt sich um ein fruchtbares Flusstal im Norden von Honduras. Die Natur lieferte den Kleinbauern und den Garifunas einst alles, was sie zum Leben brauchten: Früchte, Gemüse und vor allem Fisch: «Der Fluss war unsere Lebensgrundlage», erzählt die Honduranerin gegenüber Radio SRF. Unterdessen werde das Wasser aber in die vielen Palmöl-Monokulturen umgeleitet. Ihnen bleibe nichts mehr zum Leben. «Und auf der Plantage arbeiten, das will und kann mein Volk nicht.»

Sie kämpft nun mit anderen Bewohnerinnen und Bewohnern unermüdlich dafür, dass ihr Volk, das angestammte Land im fruchtbaren Tal wieder zurückerhält. Nicht-Regierungs-Organisationen unterstützen sie dabei. Diese haben bereits die UNO eingeschaltet, allerdings bislang ohne Erfolg. Sie weisen aber auch darauf hin, dass sich zumindest eine der vielen Palmöl-Firmen, Aceydesa, im Konfliktgebiet pikanterweise mit dem RSPO-Label schmückt. Es handelt sich um eine Ölmühle, welche Palmfrüchte von verschiedenen Anbietern aufkauft.

Dieser «Roundtable on sustainable palm oil» sollte sich für nachhaltigen Palmölanbau und gewisse ökologische und soziale Mindeststandards auf Palmölplantagen einsetzen. Unter den mehreren tausend Mitgliedern dieses «Runden Tisches» sind auch die Schweizer Grossverteiler Migros und Coop.

RSPO wartet auf Beschwerden

Die RSPO-Verantwortlichen sagen auf Nachfrage von Radio SRF, die Situation im Norden von Honduras sei ihnen nicht im Detail bekannt. Man habe auch noch keine konkreten Beschwerden erhalten. Sie ermutigen aber Betroffene dazu, Beschwerde einzulegen. Man werde sich auch selbst vor Ort erkundigen. Tatsächlich hat die Label-Organisation andernorts auch schon interveniert und einer der grössten Palmöl-Firmen Malaysias, IOI, das Label entzogen – zumindest vorübergehend.

«Besser als nichts»

Menschenrechts- oder Umweltorganisationen wie Amnesty International oder der WWF wünschen sich vom RSPO mehr Biss und strengere Kontrollen. Gleichzeitig sagen sie aber auch auf Anfrage: Der RSPO sei immerhin besser als nichts und gehe in die richtige Richtung. Beim Label sagt man, man bemühe sich fortlaufend um Verbesserungen.

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