- Nach dem Schulmassaker auf der Krim mit 20 Toten suchen russische Ermittler nach Motiven und möglichen Komplizen des Todesschützen.
- Die Ermittler gehen davon aus, dass der Täter den Amoklauf nicht alleine vorbereitet haben kann, aber alleine ausgeführt hat.
- Russland hat erstmals einen Amoklauf dieses Ausmasses an einer Schule erlebt.
Die Halbinsel Krim trauert um erschossene Schüler und Lehrer. Mit dem Tod eines schwer verletzten Mädchens stieg die Zahl der Opfer einen Tag nach dem Amoklauf eines 18-jährigen Schülers auf 20, wie das russische Gesundheitsministerium in Moskau bestätigte.
Russische Ermittler suchen nach Motiven und möglichen Komplizen des Todesschützen. Nach ersten Angaben der Ermittler hatte der mutmassliche Täter, ein 18-jähriger Elektriker-Lehrling, in seiner Berufsschule in der Stadt Kertsch um sich geschossen und mindestens einen Sprengsatz gezündet. Dann habe er sich selbst erschossen.
War der Täter alleine?
«Die Aufgabe ist, festzustellen, wer ihn auf dieses Verbrechen vorbereitet hat», sagte der Regierungschef der Krim, Sergej Aksjonow. «Hier hat er allein gehandelt. (...) Aber bei der Vorbereitung, das ist meine Meinung und die meiner Kollegen, kann dieser Schuft nicht allein gewesen sein», sagte Aksjonow gegenüber der Agentur Interfax.
Die Tatwaffe, ein Repetiergewehr, hatte sich der Berufsschüler nach seinem 18. Geburtstag legal beschafft, wie Aksjonow sagte. Er habe sich mit etwa 150 Schuss grosskalibriger Schrotmunition versehen. Die Angaben zur Tatwaffe gehen in den russischen Medienberichten auseinander. Die Rede war entweder von einer Molot-Bekas russischer Produktion oder einer Hatsan Escort aus der Türkei.
Schütze galt als unauffällig
Der Täter wird von Bekannten als unauffälliger Einzelgänger beschrieben. Es werde posthum ein psychiatrisches Gutachten über ihn erstellt, teilte das staatliche Ermittlungskomitee mit. Bislang seien mehrere Wohnungen des mutmasslichen Schützen und seiner Angehörigen durchsucht worden. Die Schulleiterin sei vernommen worden, die Befragung anderer Zeugen dauere an.
Mögliches extremistisches Motiv
Die Ermittler behielten einen möglichen extremistischen Hintergrund indes im Blick, berichtete die Zeitung «Kommersant». Dabei gehe es weniger um Islamismus als um mögliche Verbindungen zu radikalen ukrainischen Gruppen wie dem Rechten Sektor oder der UNA-UNSO. Sie könnten den 18-Jährigen angestiftet haben.
Russland macht aber gewohnheitsgemäss die Ukraine für alle Anschläge oder Notfälle auf der Krim verantwortlich. Es hat sich die ukrainische Halbinsel 2014 einverleibt und als «Heimholung» des mehrheitlich russischsprachigen Gebiets gerechtfertigt. Die Ukraine sieht die Krim weiter als ihr Staatsgebiet an. Bis auf wenige Ausnahmen lehnen auch andere Staaten die Annexion als völkerrechtswidrig ab.
Die Tat erinnert an Amok in den USA
Das Vorgehen des Täters sei vergleichbar mit Amokläufen in Schulen in den USA wie zum Beispiel in Columbine 1999. Für Russland ist es aber die erste derart folgenschwere Tragödie. Auf der Krim herrschte offiziell Trauer. Menschen legten an der Schule Blumen für die Opfer nieder.