Rund 2'300 Flüchtlinge, zumeist aus Pakistan, Marokko, Algerien und Somalia, mussten gestern ihr Lager bei Idomeni an der griechisch-mazedonischen Grenze verlassen. Die Polizei räumte das Lager, nachdem die Flüchtlinge dort seit Wochen festsassen. Sie wurden mit Bussen nach Athen transportiert, wo sie zunächst in einem überdachten Sportstadion untergebracht wurden.
Die Räumung habe unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden, berichtet Corinna Jessen, Journalistin in Athen: «Aber offensichtlich ist alles recht gewaltfrei zugegangen.» Die Situation, dass Menschen unter erbärmlichsten Bedingungen im Freien campiert hätten, sei nun wenigstens beendet, so Jessen.
Keine wirkliche Lösung
Die Unterbringung in der Sportstätte sei jedoch für viele Flüchtlinge keine Lösung: «Obwohl es überdacht und wärmer ist und sie sich waschen können: Viele Menschen sind aus freien Stücken wieder in der Stadt unterwegs, um ihre Schlepper zu treffen.»
Dies werde unweigerlich zur Folge haben, dass Flüchtlinge wieder in der Athener Innenstadt campierten, etwa auf öffentlichen Plätzen und Parkbänken, so Jessen. Von einer Lösung für das schwelende Problem könne also kaum gesprochen werden, so die Journalistin.
Laut einem Polizeivertreter haben die im Stadion untergebrachten Flüchtlinge 30 Tage Zeit, um ihre Heimreise anzutreten. Tun sie dies nicht, würden sie abgeschoben.
Proteste bei Grenzübergang: Mann starb durch Stromschlag
Die Flüchtlinge waren an der griechisch-mazedonischen Grenze nicht weitergekommen, weil Mazedonien ihnen die Einreise verweigerte. Der Balkanstaat lässt seit Mitte November nur noch Syrer, Iraker und Afghanen ins Land, die als Bürgerkriegsflüchtlinge gelten.
An der Grenze kam es in den vergangenen Wochen immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und den dort gestrandeten Menschen, die den Übergang sowie die Zugverbindung an der Grenze blockierten. Ein Mann aus Marokko war dort vorige Woche durch einen Stromschlag an den Bahngleisen ums Leben gekommen.
In diesem Jahr sind bereits mehr als 600'000 Flüchtlinge in Griechenland angekommen. Die meisten machten sich in Holz- oder Schlauchbooten von der Türkei aus auf den Weg. Tausende ertranken bei dem Versuch. Auch am Mittwoch entdeckte die griechische Küstenwache die Leichen von elf Menschen im Meer. Darunter waren fünf Kinder. Die Küstenwache konnte 23 Menschen aus dem gesunkenen Holzboot retten, 13 werden noch vermisst.