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WHO empfiehlt sorgfältigeren Umgang mit Antibiotika
Aus Rendez-vous vom 07.06.2017. Bild: Keystone
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Drei Kategorien Antibiotikum ist nicht gleich Antibiotikum

Immer mehr Bakterien entwickeln Resistenzen. Immer mehr Menschen sterben. Nun gibt die WHO Empfehlungen heraus.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat neue Empfehlungen für den Umgang mit Antibiotika herausgegeben. Sie reagiert damit darauf, dass weltweit immer öfter Antibiotika nichts mehr nützen. Und immer mehr Menschen sterben, weil die Bakterien, die sie krank machen, gegen Antibiotika resistent geworden sind.

Antibiotika gehören zu den wichtigsten Medikamenten überhaupt. Deswegen stehen sie auf der Liste essentieller Medikamente, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen, die die WHO alle zwei Jahre aktualisiert. An dieser orientiert sich weltweit der Umgang mit Medikamenten – auf freiwilliger Basis. Normalerweise geht es bei dieser Liste vor allem darum, welche Medikamente möglichst jeder bekommen sollte. Doch diesmal nicht.

Wirkungslose Medikamente auf Liste

«Dieses Jahr haben sich die Experten alle 39 Antibiotika, die auf der Liste als absolut notwendig geführt werden, noch einmal genauer angesehen», erklärt Marie-Paul Kieny von der WHO. Diese Antibiotika werden gegen 21 weit verbreitete Infektionskrankheiten eingesetzt, darunter etwa Lungenentzündungen, Blutvergiftungen oder Syphilis. Das Problem: Selbst unter diesen 39 Antibiotika sind einige, die wegen zu vieler Resistenzen schon jetzt nicht mehr wirken.

Deshalb schlägt die WHO nun drei neue Kategorien vor.

Drei neue Antibiotika-Kategorien der WHO

  • ACCESS: Antibiotika, die weiterhin jeder Patient bekommen kann und soll.
  • WATCH: Antibiotika, bei denen sich schon viele Resistenzen gebildet haben, und die deutlich weniger als bisher und nur bei bestimmten Krankheiten zum Zug kommen sollen.
  • RESERVE: Antibiotika, die, um ihre Wirksamkeit zu schützen, möglichst aufgespart werden sollen für Fälle, in denen sonst wirklich gar nichts mehr nützt.

Auf der Liste essentieller Medikamente der WHO, die eigentlich dazu da ist, den Zugang zu Medikamenten weltweit zu verbessern, stehen in diesem Jahr also unter anderem auch Medikamente, die man weniger benutzen sollte als bisher.

Präsident von «Hausärzte Schweiz» über die Auswirkungen

Was bedeuten die neuen WHO-Empfehlungen für die Antibiotika-Abgabe in der Schweiz?
Philippe Luchsinger: Für die Hausärzte hierzulande wird sich nicht viel ändern, da wir sowieso nur Antibiotika einsetzen, die wir häufig benützen. Das sind die einfachen Antibiotika, die nicht auf der WHO-Liste stehen.
Wann zögern Sie, Antibiotika abzugeben?
Wir zögern, wenn die Indikation nicht klar ist. Oder wenn es sich nicht um einen Infekt mit Bakterien handelt. Wenn wir wissen, dass wir keine Antibiotika einsetzen müssen, setzen wir keine ein. Wir sind vorsichtig geworden. Vom Glauben, dass Antibiotika ein Allerheilmittel sind, haben wir uns schon lange entfernt.
Man kann Antibiotika auch im Ausland kaufen. Wie sehen Sie diese Entwicklung?
Wenn Antibiotika nach einer eingehenden Prüfung durch jemanden, der die Kompetenz dazu hat, gekauft werden, dann ist das korrekt. Wenn man Antibiotika einfach erhält, ohne dass eine Fachperson dahinter steht, ist das sicher nicht sinnvoll.
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