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Applaus für Trump Mit Strafzöllen zum Aufschwung

Die US-Stahlindustrie blüht dank Trumps Sanktionspolitik auf. Doch welche Kosten hat dies für andere Industriezweige?

Der Optimismus ist zurück in der Stahlstadt Granite City in Illinois. Nach Jahrzehnten des Niedergangs schafft die Stahlbranche wieder Stellen. Allein der Konzern U.S. Steel stellt derzeit 500 neue Stahlarbeiter ein und eröffnet auf einer verlassenen Industriebrache einen neuen Hochofen.

Gewerkschafter stimmen ein Loblied auf Trump an

Genau am Tag als US-Präsident Donald Trump Importzölle für Stahl und Aluminium verhängte, gab der Konzernchef von U.S. Steel den Ausbau bekannt. Es fühle sich an wie eine Wiedergeburt, endlich geschehe das Richtige für die amerikanischen Arbeiter, lobte Konzernchef David Burritt den Präsidenten.

Die Wirtschaft floriert in den USA, die Auftragsbücher sind gut gefüllt und die Strafzölle haben dazu beigetragen, dass die Konzerne wieder investieren.
Autor: Dan Simmons Gewerkschafter

Und auch der lokale Gewerkschaftsboss Dan Simmons jubelt: «Die Wirtschaft floriert in den USA, die Auftragsbücher sind gut gefüllt und die Strafzölle haben noch das Ihre dazu beigetragen, dass die Konzerne wieder investieren.» Seine grösste Sorge ist, dass Exportregionen wie die EU, Kanada und Mexiko im Moment von den Strafzöllen ausgenommen sind.

Simmons unterstützt Donald Trumps Verhandlungsstrategie. Entweder gebe es einen besseren Deal zugunsten der USA oder die Zölle müssten auch für diese Gebiete in Kraft treten. Er verweist auf die Beispiele Südkorea oder Argentinien. Beide Länder haben bereits eingewilligt, ihre Stahlexporte in die Vereinigten Staaten künftig einzuschränken. Die Strafzölle wurden aufgehoben.

50'000 Arbeitsplätze abgebaut

Die Stahlindustrie in den USA leidet schon lange unter Billigimporten aus Asien. Seit dem Jahr 2000 gingen in der Branche deswegen – und wegen der fortschreitenden Automatisierung – gut 50’000 Stellen verloren.

Auch Zach Wallace wurde gekündigt. Dreimal hat der 26-Jährige in den letzten fünf Jahren seine Arbeit verloren. Seit zwei Monaten arbeitet er wieder, habe endlich wieder Luft zum Atmen, wie er sagt. «Like in hell», wie in der Hölle, seien die letzten Jahre für ihn gewesen.

Jetzt will er seine junge Karriere lancieren. Er arbeitet deshalb oft zwei Schichten täglich, von morgens um 6 bis abends um 10 Uhr. In der Gewerkschaftszentrale, wo sonst eher Kampfparolen ertönen, stimmt Zach mit zwei Kumpeln ein Loblied auf Donald Trump an. Alle glauben sie fest daran, dass Trumps Zölle für den Aufschwung verantwortlich sind und ihre Region wieder gross machen werden.

Schutzzölle können der Gesamtwirtschaft schaden

Trotz all dem Optimismus aus dem Stahlgürtel der USA: Der Ökonom Sherman Robinson vom Peterson Institut in Washington warnt. Schutzzölle könnten zwar tatsächlich einer Branche helfen. Aber alle anderen Wirtschaftszweige, die dann den teureren Stahl beziehen müssten, würden leiden, beispielsweise die Auto- oder Flugzeugindustrie.

Handelskriege kennen keine Sieger.
Autor: Sherman Robinson Ökonom

Unter dem Strich könnte die US-Wirtschaft deswegen also Arbeitsstellen verlieren. Robinson kontert auch Aussagen von Präsident Trump, wonach Handelskriege «gut und einfach zu gewinnen sind». Der Wirtschaftsprofessor, auf internationalen Handel spezialisiert, sagt kurz und bündig: «Handelskriege kennen keine Sieger und sollten nie ausgetragen werden.»

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