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Artenschutzkonferenz in Genf «Es hätte viel Platz für Wilderei gegeben»

Sechs Tage hat die UNO-Artenschutzkonferenz in Genf bisher gedauert, sie geht weiter bis zum 28. August. Zur Debatte stand eine Lockerung des Verbots für Elfenbeinhandel. Doch die grosse Mehrheit der über 180 Länder lehnte das ab. Thomas Häusler hat die Debatte mitverfolgt.

Thomas Häusler

Wissenschaftsredaktor

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Thomas Häusler ist Wissenschaftsredaktor bei SRF. Er hat in Biochemie doktoriert und eine Weiterbildung in Wassermanagement an der Uni Genf absolviert. Seit 2013 ist er Leiter der Wissenschaftsredaktion.

SRF News: Warum haben sich die afrikanischen Länder nicht durchsetzen können?

Thomas Häusler: Es gab in den letzten Jahren grosse Verluste durch Wilderei. 1980 stapften noch 1.3 Millionen Elefanten durch Afrika, heute sind es zwei Drittel weniger. Am schlimmsten war die Wilderei vor einigen Jahren; damals wurden in einem Jahr zehn Prozent des gesamten Bestandes getötet.

Noch immer herrscht die Sorge, dass das Überleben des afrikanischen Elefanten gefährdet sein könnte.

Das ist ein bisschen besser geworden, aber noch immer herrscht die Sorge, dass das Überleben der Spezies Afrikanischer Elefant gefährdet sein könnte. Diese Meinung hat sich heute an der Konferenz durchgesetzt. Allerdings steht eine Teilabstimmung noch aus und die heutige Entscheidung muss von der Abschlussversammlung nächste Woche noch bestätigt werden.

Elefantenauge
Legende: An der Artenschutzkonferenz gab es diverse Anträge zu Elefanten. Getty Images

Aber es könnte doch sein, dass die Wilderei abnimmt, wenn der Elfenbeinhandel legal wird?

Davon kann man nicht ausgehen. Auch wenn der Schutz jetzt gelockert worden wäre, wäre nur wenig und punktuell Elfenbein auf den Markt gekommen. Das hätte nie gereicht, um die grosse Nachfrage, vor allem aus Asien, zu decken. Da wäre viel Platz für Wilderei gewesen.

Ein legaler Markt könnte dazu benutzt werden, illegales Elfenbein zu waschen.

Und die grosse Sorge der Gegner einer Lockerung ist, dass man das legale und das illegale Elfenbein kaum auseinander halten könnte – man müsste befürchten, dass der legale Markt dazu benutzt werden könnte, um illegales Elfenbein zu waschen. Und das würde wohl einen starken Antrieb liefern für noch mehr Wilderei.

Offenbar gibt es ja Länder, wo die Elefanten auch zum Problem werden. Nimmt man die afrikanischen Anliegen gar nicht ernst?

Diese Probleme werden schon ernst genommen. Botswana zum Beispiel klagt darüber, dass es zu viele Elefanten hat und es immer wieder zu Konflikten mit Menschen kommt – mit Bauern zum Beispiel: Elefanten gehen mit deren Feldern oft nicht gerade zimperlich um. Manche Experten zweifeln diese Konflikte nicht an, sie sagen aber, dass es keine biologischen Hinweise gebe, dass wirklich so viele Elefanten in Botswana leben, dass die Natur sie nicht ernähren kann.

Und sie sagen, dass man diese Konflikte minimieren kann, etwa, indem man den Elefanten Wanderkorridore einrichtet, die fernab von Landwirtschaftsland sind. Und man kann den Bauern helfen, ihre Felder zu schützen – etwa mit Elektrozäunen oder Bienenkästen. Bei der heutigen Entscheidung war es auch nicht so, dass afrikanische Länder gegen den Norden standen. Es waren auch viele afrikanische Länder gegen eine Aufweichung des Handelsverbots von Elfenbein.

Giraffen
Legende: Der Handel mit Giraffenteilen soll streng kontrolliert werden. «So will man rechtzeitig die Notbremse ziehen können», sagt Häusler. Getty Images

Auch andere Tierarten, etwa Giraffen sollen besser geschützt werden. Was für eine Bedeutung hat diese Entscheidung?

Sie folgt demselben Trend wie die heutige Entscheidung zu den Elefanten. Die Zahl der Giraffen ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Man ist in Sorge über diesen Abwärtstrend, der ja auch noch andere Tierarten in Afrika betrifft. Giraffen gibt es sogar noch deutlich weniger als Elefanten. Sie werden nun nicht komplett geschützt. Der Handel mit Giraffenteilen, etwa mit Teppichen aus ihrem Fell oder verzierten Knochen, soll nun aber streng kontrolliert werden. So will man rechtzeitig die Notbremse ziehen können – und ein Komplettverbot verhängen, bevor es zu spät ist.

Das Gespräch führte Nicoletta Cimmino.

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