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Attacke auf saudische Pipeline «Politisch stehen die Zeichen auf Sturm»

Saudi-Arabien hat einen Angriff von mit Sprengstoff beladenen Drohnen auf eine Ölpipeline bestätigt. Dazu bekannt haben sich die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen. Sie kämpfen im Bürgerkrieg in Jemen gegen die von Saudi-Arabien geführte Militärallianz. Markus Kaim von der SWP sieht darin ein Zeichen der Auflehnung gegen die Saudis – und gegen die USA.

Markus Kaim

Experte für Sicherheitspolitik

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Markus Kaim ist Experte für Sicherheitspolitik und Aussenpolitik bei der Stiftung für Wissenschaft und Politik in Berlin (SWP) und doziert an der Universität Zürich.

SRF News: Huthis fliegen mit iranischen Drohnen Angriffe auf die saudi-arabische Ölinfrastruktur. Was steckt dahinter?

Markus Kaim: Es steht ein asymmetrischer Konflikt bevor. Je mehr die USA auf eine konventionelle, militärische Konfrontation setzen, desto mehr wird sich der Iran darauf verlegen, asymmetrisch zu reagieren. Die USA senden derzeit eine militärische Drohgebärde nach der anderen aus. Die Entsendung eines Flugzeugträgers sowie Langstreckenbombern und die Gedankenspiele mit der Verlegung von 120'000 Mann in die Region zeigen eine militärische Überlegenheit, mit der der Iran auf konventionelle Art nicht mithalten kann.

Aber er kann asymmetrisch reagieren, indem er sich die Verbündeten in der Region nutzbar macht. Er unterstützt die Huthi-Rebellen im Jemen, um gegen Saudi-Arabien vorzugehen, und – wie letzten Sonntag – gegen die Emirate.

Der Iran unterstützt die Huthis also mit Drohnen, um gegen Erzfeind Saudi-Arabien und die USA vorzugehen?

Der kausale Zusammenhang ist schwer zu beweisen. Beide Seiten betonen zwar, sie wollen keinen Krieg. Doch wenn sie keinen voll ausgebildeten, militärischen, direkten Konflikt wollen, dann scheint es momentan zumindest so, dass sie sich ihre jeweiligen regionalen Verbündeten nutzbar machen.

Diesem politischen Ziel der Eindämmung des Iran scheinen jetzt Taten zu folgen.

Die regionalen Verbündeten des Iran sind die Hisbollah-Miliz im Libanon, aber auch die eigenen Revolutionsgarden in Syrien, die schiitischen Milizen im Irak und die Huthi-Rebellen im Jemen. All das sind Stellschrauben, mit denen man die USA nicht direkt treffen kann, aber doch ihre Interessen und Verbündeten.

Was bedeutet solch ein Angriff mit Drohnen für die Ölinfrastruktur?

Die Schäden sind überschaubar. Das betrifft sowohl die Angriffe auf Öltanker am Sonntag, als auch die Angriffe auf die Pipeline am Dienstag. Viel wichtiger ist jedoch das politische Signal: Der Iran ist zu einer Form von Konfrontation unterhalb der Schwelle der vollen militärischen Auseinandersetzung bereit.

Pipeline in der Wüste von oben
Legende: Die Schäden durch den Drohnenangriff sind klein. Doch die Sache hat eine globale Dimension. Keystone

Politisch stehen die Zeichen auf Sturm, weil wir es mit einem Konflikt zu tun haben, der mit dem Machtkampf zwischen Iran und Saudi-Arabien eine regionale Dimension hat. Dieser ist aber überlagert vom globalen Konflikt zwischen den USA und dem Iran. Eines der wenigen erklärten aussenpolitischen Ziele Trumps für den Nahen Osten ist, den Iran einzudämmen. Und diesem politischen Ziel scheinen jetzt Taten zu folgen.

Wird das mit Aktionen wie dem Drohnenangriff gelingen?

Es geht darum, ein Zeichen der Stärke an die USA zu senden. Die USA haben sich bislang nicht davon unter Druck setzen lassen. Aber die Europäer sind abhängiger vom Iran. Sie halten nach wie vor am Atomabkommen fest, das – zumindest nach ihrer Lesart – ein Ausweis des Multilateralismus und der westlichen Verhandlungskraft ist und ein Baustein der regionalen Stabilität.

Die Europäer sind leichter zu beeinflussen mit solchen militärischen Drohgebärden.

Wenn das wegfiele, bliebe nicht mehr viel übrig, was die Region von einem Rüstungswettlauf abhielte. Und vor diesem Hintergrund sind die Europäer leichter zu beeinflussen mit solchen militärischen Drohgebärden.

Das Gespräch führte Samuel Wyss.

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