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Attentat auf Synagoge in Halle Was bisher bekannt ist – und was nicht

Was ist passiert? Bei Angriffen mitten in Halle im deutschen Bundesland Sachsen-Anhalt sind vor einer Synagoge und in einem Döner-Imbiss zwei Menschen erschossen worden. Die Leiche einer Frau lag nahe der Synagoge, ein Mann wurde im oder am Imbiss getötet. Zwei weitere Personen wurden verletzt. Sie befinden sich nicht in akuter Lebensgefahr.

Karte.
Legende: SRF

Wer steckt hinter der Tat? Deutsche Medien berichten, es handle sich um einen 27-jährigen Deutschen, der offenbar in Sachsen-Anhalt wohnhaft sei. Der deutsche Innenminister Horst Seehofer bestätigte am Abend, dass es sich höchstwahrscheinlich um einen Einzeltäter handelte. In sozialen Netzwerken kursiert zudem ein angebliches Bekennervideo. In dem Video, das auf der Plattform Twitch gestreamt wurde, ist nach Medienberichten zu sehen, wie in der Innenstadt von Halle geschossen wird. Unter anderem zeigt es die Schüsse beim Döner-Imbiss. Die Aufnahmen stammen vermutlich von einer an einem Helm des Täters befestigten Kamera. Nach Angaben von Twitch sei das Video von geschätzt 2200 Menschen angesehen worden, bevor es dann nach 30 Minuten gelöscht wurde.

Wo befindet sich der Täter jetzt? Er dürfte in Polizeigewahrsam sein – die Polizei meldete am frühen Nachmittag eine Festnahme. Sie rief die Menschen jedoch auch danach noch dazu auf, in Sicherheit zu bleiben. Dies, weil noch unklar war, ob es sich um einen Einzeltäter handelt oder nicht. Die Polizei gab erst am Abend Entwarnung. Die Gefährdungslage wurde nicht mehr als akut eingestuft.

Was ist das Motiv des Täters? Über die Hintergründe und allfällige Mittäter ist nichts bekannt. Die bewaffneten Angriffe haben nach Angaben des deutschen Innenministers aber sehr wahrscheinlich ein rechtsextremistisches Motiv. «Nach dem derzeitigen Stand der Erkenntnisse müssen wir davon ausgehen, dass es sich zumindest um einen antisemitischen Angriff handelt», sagte Seehofer.

Wir haben über die Kamera unserer Synagoge gesehen, dass ein schwer bewaffneter Täter mit Stahlhelm und Gewehr versucht hat, unsere Türen aufzuschiessen – aber unsere Türen haben gehalten.
Autor: Max Privorozki Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde zu Halle

Bei dem Angriff legte der Täter zudem selbstgebastelte Sprengsätze vor dem Gotteshaus ab. Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Halle bestätigte: «Wir haben über die Kamera unserer Synagoge gesehen, dass ein schwer bewaffneter Täter mit Stahlhelm und Gewehr versucht hat, unsere Türen aufzuschiessen – aber unsere Türen haben gehalten.»

Wie reagierte die jüdische Gemeinde auf die Attacke? Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sagte am Abend: «Die Brutalität des Angriffs übersteigt alles bisher Dagewesene der vergangenen Jahre und ist für alle Juden in Deutschland ein tiefer Schock.» Zugleich erhob er schwere Vorwürfe gegen die Polizei. Dass die Synagoge an einem jüdischen Feiertag nicht geschützt gewesen sei, sei skandalös.

Auch in der Schweiz zeigte sich der Israelitische Gemeindebund erschüttert über die Tat.

Was sind die weiteren Reaktionen? Bundeskanzlerin Angela Merkel informierte sich über die Lage und sprach den Angehörigen der Opfer ihr tiefes Beileid aus. Sie besuchte am Abend eine Synagoge in Berlin. Die Solidarität gelte allen Jüdinnen und Juden am Feiertag Jom Kippur, twitterte Regierungssprecher Steffen Seibert.

Der US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, sagte, zehn Amerikaner seien in der Synagoge gewesen. «Alle sind sicher und unverletzt», liess er verlauten. Das Europaparlament legte eine Schweigeminute für die Opfer ein. Auch UNO-Generalsekretär António Guterres bewerte den Vorfall als «eine weitere tragische Demonstration von Antisemitismus», teilte ein UNO-Sprecher mit.

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