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Auslöser der US-Suchtkrise? Prozessauftakt gegen Pharma-Riesen Johnson & Johnson

  • Das Pharma-Unternehmen Johnson & Johnson steht vor Gericht. Geklagt hat der US-Bundesstaat Oklahoma.
  • Es geht um die Opiat-Sucht in den USA, die immer wieder Todesopfer fordert.
  • Der Schmerzmittelhersteller wird in der Klage mitverantwortlich gemacht für diese Suchtkrise.
  • Der Prozess gilt als richtungsweisend, denn 1600 Gemeinden und 40 Gliedstaaten haben gegen Unternehmen, die Opioid-Schmerzmittel produzieren, ebenfalls Klagen eingereicht.

Johnson & Johnson habe gefährliche opioide Schmerzmittel unlauter vermarktet, sagte der Generalstaatsanwalt von Oklahoma, Mike Hunter, zu Prozessbeginn. Das Unternehmen habe damit Millionen-, wenn nicht Milliardengewinne gemacht und eine der grössten Gesundheitskrisen der Geschichte verursacht.

Zwischen 2007 und 2017 seien über 4000 Menschen in Oklahoma an einer Überdosis von Schmerzmitteln gestorben, so Hunter. Johnson & Johnson weist jegliche Verantwortung von sich. Die Schmerzmittel seien nützliche Medikamente, welche von der Gesundheitsbehörde FDA zugelassen seien. Die FDA habe selber erklärt, dass opioide Schmerzmittel selten zur Sucht führen würden, sagte der Verteidiger des Pharma-Riesen.

Präzedenzfall

Die Pharma-Unternehmen Purdue und Teva haben einen aussergerichtlichen Vergleich mit Oklahoma in Höhe von 270 und 85 Millionen Dollar abgeschlossen. Der Prozess von Oklahoma sei der erste seiner Art, sagt der Schadens-Rechtsexperte Robert Ordners. Dieser werde ein Signal senden, wie stark die Argumentation der Streitparteien seien.

Im Staat Ohio steht eine Sammelklage von Hunderten von Gemeinden, Dutzenden von Gliedstaaten und indianischen Stämmen in Vorbereitung. New York und Massachusetts strengen eigene Klagen gegen Pharma-Unternehmen an.

Es geht um Milliarden Dollar Schadenersatz

Das Schadenspotenzial für die Pharma-Unternehmen wird als gross eingeschätzt. Falls die Unternehmen keinen Vergleich erreichen können und all die Prozesse einzeln führen müssen, dann könnte die Rechnung katastrophal werden, sagt ein Rechtsprofessor von der Universität Kentucky. Als Vergleichsgrösse zieht er die Tabakindustrie herbei, die sich 1998 nach Schadenersatzklagen zu Zahlungen von über 200 Milliarden Dollar verpflichtete.

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