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Ausschreitungen in Indonesien Wahlverlierer Prabowo entfacht blutige Proteste

  • Anhänger des konservativen Präsidentschaftskandidaten Prabowo Suhanto lieferten sich in Jakarta Strassenschlachten mit der Polizei. Mindestens sechs Menschen starben.
  • Die Proteste entflammten nach Prabowos Vorwurf, bei der Wahl habe es massiven Betrug gegeben.
  • Dem amtlichen Endergebnis zufolge gewann Joko klar. Für den 57 Jahre alten Staatschef stimmten demnach 55.5 Prozent.
  • Als Reaktion auf die Proteste schränkte Indonesien den Zugang zu sozialen Netzwerken ein.

Nach seiner Wahlniederlage hat der unterlegene Gegenkandidat, der konservative Prabowo Suhanto, dem wiedergewählten indonesischen Präsidenten Joko Widodo vorgeworfen, die Wahl im April massiv manipuliert zu haben. Die Wahlbehörde wies dies zurück.

Mehrere Hundert seiner Anhänger zogen daraufhin am Dienstagabend vor das Gebäude der staatlichen Wahlkommission.

Laut Augenzeugenberichten sollen die Sicherheitskräfte mit Steinen angegriffen worden sein. Die Polizei reagierte mit dem Einsatz von Wasserwerfern und Tränengas. Autos gingen in Flammen auf. Die Proteste kosteten mindestens sechs Menschenleben und forderten über 200 Verletzte, wie der Gouverneur der Hauptstadt, Anies Baswedan, mitteilte.

Sicherheitsminister Woranto kündigte am Mittwoch an: «Der Zugang zu sozialen Medien wird beschränkt, um zu verhindern, dass sich dort Falschnachrichten verbreiten.» Zugleich warf er Anhängern des unterlegenen Gegenkandidaten vor, Chaos zu schaffen und Hass gegen die Regierung zu verbreiten.

Vor Gericht abgeblitzt

Dem amtlichen Endergebnis zufolge gewann Joko klar. Für den 57 Jahre alten Staatschef stimmten demnach 55.5 Prozent. Sein Gegenkandidat kam lediglich auf 44.5 Prozent.

Bereits bei den letzten Wahlen 2014 focht der unterlegene Prabowo Suhanto das Wahlergebnis an. Sein Gang vor Gericht endete allerdings mit einer Niederlage. Prabowo hat angekündigt, auch bei der aktuellen Wahl diesen Weg zu beschreiten. «Ich werde mit allen legalen Mitteln gegen dieses Wahlergebnis vorgehen», sagte Prabowo.

Indonesien – ein Staat aus mehr als 17'000 Inseln – ist die drittgrösste Demokratie und das bevölkerungsreichste muslimische Land der Welt. Von mehr als 260 Millionen Einwohnern sind annähernd 90 Prozent Muslime. Lange Zeit galt Indonesien als Modell für einen toleranten Islam. Zuletzt gewannen konservative Kräfte an Einfluss.

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