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Begegnung Trump – Kim «Chancen für Gipfeltreffen sind deutlich gestiegen»

Am 12. Juni soll es in Singapur zum historischen Gipfel kommen zwischen US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un. Doch das Treffen steht auf wackligen Beinen, Trump hatte es zwischenzeitlich abgesagt. Im Interview mit SRF zeigte sich der renommierte Korea-Experte John Park zuversichtlich, dass der Gipfel stattfinden wird.

John Park

Lehrbeauftragter Harvard Universität

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John Park ist Direktor der «Korea Working Group» an der Harvard Universität in Cambridge, USA und Berater für Sicherheitsfragen.

SRF News: Was glauben Sie nach all dem Hin und Her – findet der Gipfel am 12. Juni statt?

John Park: Die Chance ist deutlich gestiegen, dass am 12. Juni tatsächlich ein Gipfeltreffen stattfinden wird. Aus drei Gründen. Eine hochrangige US-Delegation weilt derzeit in Nordkorea, um die Gespräche und eine mögliche Erklärung vorzubereiten. Gleichzeitig sind ebenfalls hochrangige Vertreter aus Nordkorea und den USA in Singapur – sie reden über organisatorische Fragen des Gipfels. Und schliesslich ist die rechte Hand von Nordkoreas Präsident Kim in den USA. Das zeigt: Die Vorarbeiten laufen auf Hochtouren.

Die Chancen bestehen also, dass es zu diesem Treffen kommt, wie ist denn das aktuelle Hin und Her zu interpretieren – ist das eine Art von Vorverhandlung?

Es gibt zwischen den beiden Ländern immer noch einen Graben. Ein grosses Misstrauen, auch gewisse Ängste und Zweifel, ob es die andere Seite auch ernst meint. Deshalb ist die Rolle von Südkoreas Präsident Moon so wichtig. Er engagiert sich hinter den Kulissen stark. Er engagiert sich als Brückenbauer. Er berät auch beide Parteien. Beim innerkoreanischen Gipfel-Treffen beriet Moon beispielsweise Kim, wie er mit Trump umgehen sollte. Und als Moon Anfang Mai im Weissen Haus war, gab er Trump ebenfalls Ratschläge für den Umgang mit Kim. So will Moon die Gräben etwas schmaler machen, und er will Nordkorea und die USA dazu bringen, sich einig zu werden darüber, wie ein Denuklearisierungs-Mechanismus aussehen könnte.

Die USA fordern eine Denuklearisierung von Nordkorea – ist das realistisch?

Es ist klar, was die USA wollen: eine komplette, überprüfbare und unumstössliche Aufgabe der Atomwaffen. Was verhandelt werden muss, ist die Zeitachse. Die Nordkoreaner wollen mehr Zeit, die USA wollen, dass alles möglichst schnell geht. Hier kommt Südkoreas Vorschlag zupass: Der Prozess soll in verschiedene Phasen aufgeteilt werden. Die nächste Phase beginnt erst, wenn die Ziele der aktuellen Phase erfüllt sind. Also keine sofortige und komplette Abrüstung, sondern eine in Phasen.

Die Nuklearwaffen sind Kims Lebensversicherung, wie kann er diese aufgeben?

Kim hat eine zweiteilige Strategie. Das Land entwickelt gleichzeitig Atomwaffen für die Selbstverteidigung und verbessert die Wirtschaftslage. Die Nordkoreaner betrachten sich heute als Atommacht, dieses Ziel ist erreicht. Was die Wirtschaft angeht, da gibt es noch viel zu tun. In einer phasenweisen Abrüstung dürften die Nordkoreaner Konzessionen machen, wenn sie im Gegenzug Hilfe bei der Wirtschaft erhalten. Ein heikler Balance-Akt. Das wäre dann Teil der Umsetzung, die nach dem Gipfeltreffen in Angriff genommen würde. Die einzelnen Teile sind miteinander verbunden. Ziel ist es, die nordkoreanische Wirtschaft zu stabilisieren, die Herrscher in Nordkorea zu stärken und damit auch den nordkoreanischen Staat.

Kim ist nicht irgendein Herrscher, er ist ein brutaler Diktator mit vielen Feinden. Wenn er die Nuklearwaffen nicht mehr hat, wie kann er sicher sein, dass er nicht «entfernt» wird?

Das ist Teil des Prozesses für Nordkorea. Sie werden die Atomwaffen sicher nicht gerade sofort aufgeben. Aber es gibt weitere Dinge, die im Angebot sind. Wir haben es zum Teil schon gesehen. Die Nordkoreaner haben ihr nukleares Testgebiet geschlossen. Es gibt Pläne, wonach Nordkorea seine Interkontinental-Raketen aufgeben will. Das primäre Ziel für die Amerikaner ist es, die Gefährdung für die USA zu reduzieren. Von dort aus sind dann weitere Schritte möglich.

Die Nordkoreaner suchen zwei Formen von Sicherheitsgarantien: eine negative, das heisst, die USA müssen ihre feindliche Haltung aufgeben, die positive ist die Garantie, dass das nordkoreanische Regime an der Macht bleiben kann. Darüber diskutieren die Nordkoreaner vor allem mit den Chinesen und den Südkoreanern. Die grosse Kunst ist es, all diese Aspekte unter einen Hut zu bekommen, so dass Kim am Ende die Atomwaffen abgibt. Es geht jetzt darum, die Grundlage zu schaffen, dass man später dieses Ziel erreicht.

Warum will Kim ausgerechnet jetzt Frieden? Ist er vielleicht weniger stark, als er vorgibt?

Die vorherrschende Interpretation ist, dass das Atomprogramm der Nordkoreaner so weit fortgeschritten ist, dass sie die Möglichkeit haben, auszuprobieren, wie weit sie gehen können. Am Schluss müssen die Nordkoreaner ihre Anlagen und Komponenten offenlegen – das ist ein wichtiger Teil der Implementation. Aber es ist klar: Je länger der Prozess dauert, desto schwieriger wird es. Und an der Frage der Inspektionen sind frühere Versuche auch gescheitert: Wie streng sind sie? Wie offen wird Nordkorea sein? Das ist ganz zuoberst auf der Liste jener Dinge, die den Deal zum Scheitern bringen könnten.

Das Gespräch führte Beat Soltermann.

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