Zum Inhalt springen

Belarus Mehr als 100'000 Personen protestieren gegen Lukaschenko

  • In Belarus haben erneut mehr als 100'000 Menschen gegen die Regierung von Präsident Alexander Lukaschenko demonstriert.
  • Sie fordern, dass alle politischen Gefangenen freigelassen werden.
  • Lukaschenkos Machtapparat setzte die Armee sowie mehrere Panzerfahrzeuge ein, um die Menschen abzuschrecken.

In Minsk kamen auch Wasserwerfer zum Einsatz, wie die Behörden bestätigten und auf Videoaufnahmen zu sehen ist. Uniformierte in Sturmhauben und ohne Erkennungszeichen gingen erneut brutal gegen die friedlichen Demonstrierenden bei der nicht genehmigten Kundgebung vor.

Schon zu Beginn der traditionellen Nachmittagsdemonstration gab es zahlreiche Festnahmen, darunter waren auch Journalisten. Der Protest war diesmal den politischen Gefangenen im Land gewidmet. Die Menschen forderten die Freilassung der Inhaftierten. Auch in anderen Städten des Landes gab es Aktionen.

Einsatzkräfte mit Schlagstöcken
Legende: Bewaffnete Polizisten mit Helmen und Schlagstöcken sperrten die Strassen im Zentrum von Minsk ab. Reuters

Die Bürgerrechtlerin Swetlana Tichanowskaja, die aus Sicht der Demokratiebewegung die wahre Siegerin der Präsidentenwahl vom 9. August ist, ruft aus ihrem Exil heraus zu den Massenprotesten auf. Trotz des beispiellosen Drucks mit Festnahmen und starkem Aufgebot an Einsatzkräften gelinge es dem Machtapparat nicht, den Freiheitsdrang der Menschen zu brechen.

Zugleich beklagte sie, dass es ein weiteres «Opfer des Regimes» Lukaschenko gebe. Im Gefängnis starb, wie die Behörden bestätigten, ein 41-jähriger Mann. Nach offiziellen Angaben war er aus einem Doppelstockbett gefallen und hatte sich dabei tödliche Verletzungen zugezogen.

Dagegen warf Tichanowskaja den Behörden «Lügen» vor. Ärzte hätten eine eingeschlagene Schädeldecke, gebrochene Rippen und Blutergüsse sowie andere Verletzungen am Körper des Mannes festgestellt, sagte sie.

Mehr als 10'000 Festnahmen seit August

Seit der umstrittenen Präsidentenwahl Anfang August gehen die Menschen regelmässig gegen Lukaschenko auf die Strasse. Der 66-Jährige hatte sich mit angeblich 80.1 Prozent der Stimmen für eine sechste Amtszeit bestätigen lassen.

Die EU erkennt das Wahlergebnis aber nicht an. Menschenrechtler werfen dem Machtapparat Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor. Es gab bereits mehrere Tote, Hunderte Verletzte und mehr als 10'000 Festnahmen.

SRF 4 News, 04.10.2020, 17 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel