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Zivilisten rennen durch eine zerbombte Stadt.
Legende: Die Zivilisten sind in Mossul zwischen die Fronten geraten. Reuters
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Kampf um Mossul Berichte über Massaker an Zivilisten nehmen zu

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Lage in der umkämpften irakischen IS-Hochburg Mossul wird immer dramatischer.
  • Tausende Zivilisten versuchen zu fliehen, doch die IS-Terroristen wollen dies mit allen Mitteln verhindern.
  • Laut UNO-Angaben wurden allein in den letzten zwei Wochen mehr als 230 Zivilisten auf der Flucht ermordet.

Der UNO-Hochkommissar für Menschenrechte, Said Raad al-Hussein, berichtete am Dienstag vor dem Menschenrechtsrat in Genf von «glaubwürdigen Informationen», dass am 1. Juni 163 Zivilisten ermordet worden seien. Weitere Personen würden noch immer vermisst.

Daneben gingen bei der UNO inzwischen Hinweise über weitere Gräueltaten ein. So seien am 26. Mai etwa 30 weitere Menschen getötet worden, darunter auch Kinder. Ihre Leichen wurden zwei Tage später gefunden.

Zudem wurden am 3. Juni mehr als 40 Zivilisten getötet, als sie versuchten, von der irakischen Armee kontrolliertes Gebiet zu erreichen. Der Hochkommissar forderte die irakischen Behörden auf, die Verantwortlichen für die Gewalt ausfindig zu machen und strafrechtlich zur Rechenschaft zu ziehen.

Menschliche Schutzschilde

«Die Tötungen häufen sich, weil der IS in Mossul unter zunehmendem Druck steht», sagt Andreas Zumach, UNO-Korrespondent bei der deutschen Tageszeitung taz. Tatsächlich haben die irakischen Truppen und ihre verbündeten Kämpfer den Ostteil vollständig erobert, währnd die Kämpfe nun im Westteil der Stadt toben. Dort sind noch bis zu 200'000 Zivilisten eingeschlossen.

«Der IS missbraucht diese Menschen als menschliche Schutzschilde», so Zumach weiter. Auf diese Weise sei es für die Befreier – vor allem für jene, welche den IS aus der Luft angreifen – viel schwieriger, die Terroristen zu treffen, weil immer die Gefahr von zivilen Opfern bestehe. Tatsächlich sind bereits mehrere Hundert Menschen bei Bombardements der US-geführten Koalition getötet worden.

Der Krieg eskaliert, er beschleunigt sich. Das bedeutet immer, dass es für die Zivilisten noch viel schlimmer wird.
Autor: Andreas ZumachUNO-Korrespondent der taz

Zumach befürchtet, dass die Strassenkämpfe um Mossul in all ihrer Härte noch länger andauern könnten. Die Stadt sei sehr dicht bebaut und besiedelt, die Gassen eng. Der Häuserkampf sei sehr verlustreich, «es wird noch viel mehr Opfer geben», ist er überzeugt. Ausserdem werde der IS schon bald zu anderen Mitteln greifen, und seine Angriffe mitttels Selbsmordattentätern intensivieren; auch ausserhalb von Mossul.

IS verübt zwei blutige Anschläge in Irak

Bei zwei Selbstmordanschlägen von IS-Terroristen sind in den irakischen Städten Al-Hilla und Kerbela am Freitag mindestens 29 Menschen getötet und mehr als 46 verletzt worden. In Al-Hilla sprengte sich der Attentäter auf einem Markt in die Luft. Er riss dabei mindestens 20 Personen mit in den Tod. In Kerbela erfolgte der Selbstmordangriff in einem Parkhaus. Beide Anschläge waren gegen Schiiten gerichtet. Die Terrormiliz «Islamischer Staat» bekannte sich über ihr Sprachrohr Amak im Internet zu beiden Bluttaten.

Und auch Zumachs Ausblick auf eine Zeit nach einer vollständig erfolgten Befreiung der Stadt ist nicht mit mehr Hoffnung verbunden: «Längst haben die Verteilungskämpfe um Mossul unter jenen begonnen, die derzeit noch vereint angreifen.» Beteiligt sind amerikanische Kampfflugzeuge, Kurden, die irakische Armee aber auch schiitische Kämpfer aus Südirak und sogar aus Iran.

«Der Krieg eskaliert, er beschleunigt sich. Das bedeutet immer, dass es für die Zivilisten noch viel schlimmer wird», so das wenig hoffnungsvolle Fazit Zumachs.

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