«Trotz der Niederlage ziehen wir uns nicht ins Kloster zurück. Wir sind hier und werden hier bleiben», rief Berlusconi gestern seinen Fans zu, die aus ganz Italien zur Unterstützung ihres Helden nach Rom angereist waren.
Zweifellos, die hehren Worte sollten Mut machen. Dem Parteivolk, aber auch ihm selbst. Denn zurückblickend muss Berlusconi erkennen, dass er viel Unterstützung verloren hat: Vor fünf Jahren verabschiedeten sich die Alliierten aus dem katholischen Zentrum. Vor drei Jahren ging ein Teil der Postfaschisten.
Und vor zwei Monaten verliess ihn gar sein politischer Ziehsohn Angelino Alfano mit seinen Getreuen und unterstützt seither die Regierung von Premier Enrico Letta.
Weit und breit keine Alternative im rechten Lager
Stück für Stück, weg. Und dennoch: Wer sich in der rechten Parteienlandschaft Italiens umblickt, sieht nur einen: Silvio Berlusconi. Kein Bürgerlicher, kein Liberaler, kein Katholik hat es geschafft, rechts eine Alternative zu Berlusconi aufzubauen. Das weiss der Medienzar.
Und so wird er auch weiterhin Stimmen bekommen von jenen Italienerinnen und Italienern, die beim Namen Berlusconi die Augen verdrehen. Wenn sie dann vor der Urne stehen, werden sie sich die Nase zuhalten und erneut die Partei Berlusconis auf den Wahlzettel schreiben. Denn links ist für sie keine Alternative.
Geschwächt, aber nicht aus dem Spiel
Und dann sind da noch die anderen: All die Steuerhinterzieher, Günstlinge, Mafiosi und Freimaurer – ein schönes Stück italienische Gesellschaft, die in Berlusconi ihren Mann sehen und sicher nicht in der Linken.
All dies führt zur simplen Feststellung: Berlusconi ist geschwächt, verwundbar und langsam alt. Aber wenn er gesundheitlich durchhält, ist er nicht am Ende. Wahlen gewinnen kann er vermutlich nicht mehr. Er wird es aber allemal schaffen, sich ein erkleckliches Wählersegment zu sichern, um so in der Politik ein wichtiges Wörtchen mitzureden.