Silvio Berlusconi bleibt auch im Alter – im September wird er 83 – ein Unternehmer der, wenn's drauf ankommt, allein entscheidet. Er will Forza Italia durch eine neue Verpackung wieder attraktiv machen. Alter Wein in neuen Schläuchen, könnten Kritiker sagen.
Und so schickt der Medienunternehmer, der Tausendsassa, das erst vor einem Monat ernannte Team der beiden «Koordinatoren» in die Wüste. Giovanni Toti und Mara Carfagna, die er vom Showgirl zur Politikerin machte.
Toti ist Präsident der Region Ligurien und wurde vor vier Jahren in dieses Amt gewählt. Auch dank der Stimmen vieler Legisten, die in ihm seit langem den besten Verbündeten zu Forza Italia sehen.
Toti – früher Journalist in Berlusconis Mediaset und von manchen als potentieller politischer Nachfolger des Ex-Cavaliere gehandelt – wollte Berlusconi davon überzeugen, einen Schritt nach rechts zu machen. Dies, um für die Lega, aber auch die neofaschistische Fratelli d'Italia attraktiv zu werden.
Salvini braucht Berlusconi nicht
Berlusconi wiederum versuchte in verschiedenen persönlichen Gesprächen Matteo Salvini zu bedeuten, dass dieser ohne Forza Italia – ohne ihn, den erfahrenen Staatsmann, wie er sich selbst in gewohnter Bescheidenheit bezeichnet – keine Zukunft haben würde.
Doch der hemdsärmelige, euro-kritische, extrem immigrationsfeindliche Salvini will sich von Berlusconi nicht mehr hereinreden lassen. In den Wahlen im März letzten Jahres bekam Forza Italia magere 14 Prozent der Stimmen und wurde von der Lega überflügelt. Ein Debakel für eine Partei, die einst dreissig Prozent erhielt.
Niedergang an der Urne
Und seit den Europawahlen im letzten Mai ist die Lega mit über dreissig Prozent die stärkste Partei Italiens. Nach den neuesten Umfragen könnte Salvinis Partei in Wahlen gar auf 37 bis 40 Prozent der Stimmen zählen. Forza Italia hingegen dümpelt mit mageren sechs bis sieben Prozent vor sich hin.
Jetzt will Berlusconi, der seit einer Operation im Frühjahr wieder in sehr guter Form ist, die Agonie seiner Partei beenden. Toti nimmt das nicht hin. Er tritt aus Forza Italia aus. Die Partei Berlusconis blute aus, dieser lanciere mit «Altra Italia» einen alten Vintage-Wagen aus besseren Zeiten, sagt er. Statt sich zu öffnen, verschliesse er seine Partei.
Berlusconi freilich hofft, dass ihm sein Winner-Instinkt nochmals recht gibt. Er träumt davon, dass Salvinis wachsende Arroganz, dessen Auftrumpfen, letztlich dazu führen werden, dass das Popularitätspendel plötzlich umschlägt. Dass der Lega-Chef Knall auf Fall nackt, bloss und klein dasteht – und damit Forza Italia in Neufassung wieder tonangebend wird. Es ist ein kühner Traum.